Der SPD-Kanzlerkandidaten-Check Peer Steinbrück: Der Unbequeme

Berlin · Peer Steinbrück muss innerparteilichen Widerstand überwinden. Bei den Unionsparteien ist durchaus sorgevoll zu hören, der ehemalige Finanzminister sei für Angela Merkel der gefährlichste Kanzlerkandidat, den die Sozialdemokraten aufbieten können.

 Die Kanzlerkandidaten im Check: Peer Steinbrück, der Unbequeme.

Die Kanzlerkandidaten im Check: Peer Steinbrück, der Unbequeme.

Steinbrücks wirtschaftspolitische Kompetenz ist enorm. Er hat von Bundeskanzler Schmidt den Kanzlerkandidaten-Ritterschlag erhalten. In seinen Bundesministerzeiten verfügte er über die höchsten Kompetenzwerte. Steinbrück sucht dabei demonstrativ die Nähe zur Wirtschaft. Beinahe legendär sein gemeinsamer Auftritt mit Kanzlerin Merkel, die den deutschen Sparern versprach, dass ihre Einlagen sicher seien.

Der Intellektuelle Steinbrück bedauerte jüngst, dass der Kontakt zur Kanzlerin abgerissen sei. Als Finanzminister schaffte er es, das Land ohne größere Schäden durch die Lehman-Pleite zu führen. Der 65-Jährige gehört zu der seltenen Kategorie Mensch, die gewinnen, wenn sie den Mund aufmachen. Er ist ein Meister der freien Rede, der manchmal den Fehler begeht, zu viele Gedanken in einen Satz zu packen. Oft verschluckt er Silben.

Er hat aber den großen Vorteil, nicht akademisch-abgehoben zu sprechen, sondern selbst komplizierteste Zusammenhänge plakativ zu machen. So als er im Schwarzgeld-Streit die Eidgenossen an den Pranger stellte, die man erfolgreich mit der "Kavallerie eingeschüchtert" habe. Steinbrück ist als Redner extrem gefragt; die dafür fälligen Honorare, die schon mal fünfstellig sind, spendet er.

Steinbrück ist einer der populärsten SPD-Politiker. In der Partei merkt man davon wenig - und dies nicht seit dessen Klage über die "Heulsusen" in der SPD. Auf ihrem letzten Parteitag musste Parteichef Gabriel die Delegierten zu Applaus nach der Steinbrück-Rede auffordern. Der Diplom-Volkswirt gilt den Genossen als Liberaler. Die Unterstützung durch Schmidt hilft da auch nicht weiter. Auch nicht die Äußerungen des FDP-Manns Kubicki, der unter Steinbrück eine Ampel eingehen will.

Ein Plus für Steinbrück ist seine Regierungserfahrung: 1993 Schleswig-Holsteinischer Wirtschaftsminister, dann Wechsel in dieser Funktion nach Düsseldorf, später Finanzminister, ab 2002 NRW-Ministerpräsident, schließlich Bundesfinanzminister. Da hat er seinen Konkurrenten etwas voraus.

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