Mutmaßlicher Missbrauchstäter Opfer kritisieren Urteil

BERLIN/BONN · Als "spät, ungenügend und beschämend" hat Matthias Katsch, Sprecher der bundesweiten Betroffenengruppe an Jesuitenkollegs "Eckiger Tisch", das aktuelle Berliner Kirchengerichtsurteil gegen einen mutmaßlichen Missbrauchstäter kritisiert.

Das Kirchengericht des Erzbistums Berlin hatte gegen einen ehemaligen Jesuiten und Leiter der Jugendarbeit am Berliner Canisius-Kolleg den Ausschluss aus dem Priesterdienst und eine Geldstrafe von 4000 Euro verhängt. Der Geistliche habe das Urteil akzeptiert und eine erste Rate der Geldstrafe in Höhe von 4000 Euro an einen Fonds für Missbrauchsopfer bezahlt. Straf- und zivilrechtlich sind die Taten verjährt.

Die Betroffenen forderten nun, dass generell die Akten über Missbrauchsfälle in Deutschland zugänglich gemacht werden sollten. Die jesuitischen Einrichtungen betreffend, sei das weder am Canisius- noch am Bonner Aloisiuskolleg noch am Kolleg St. Blasien passiert.

"Dieses Urteil und der Umgang der Kirche mit ihrem Priester ist empörend", sagte Katsch, selbst Betroffener. "Natürlich ist es gut, dass es überhaupt ein Urteil gibt, da der Beschuldigte seine Taten stets geleugnet hat." Missbrauch am Canisius-Kolleg sei in diesem Urteil jedoch gar nicht berücksichtigt worden, sondern nur ein Einzelfall im Bistum Hildesheim.

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