Das Porträt Ole von Beust und sein Plädoyer für die Homo-Ehe

Berlin · Ole von Beust war guter Dinge. Endlich bewege sich seine Partei, die CDU, in einer Frage, die für von Beust eine Lebensfrage ist. Es ist Ende Februar, die CDU tendiert hin zu einer Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe von Mann und Frau. Und von Beust freut sich einige Tausend Kilometer von Deutschland entfernt über diesen Sinneswandel.

Der frühere Erste Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, inzwischen in Diensten der Unternehmensberatung Roland Berger, ist Teil der Wirtschaftsdelegation, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eineinhalb Tage in die Türkei begleitet.

Von Beust hat auf diesen Schwenk gehofft, er hat dafür geworben und lange darauf gewartet. Als er noch Erster Bürgermeister in Hamburg war, hatte ihn der damals Zweite Bürgermeister Ronald Schill zu erpressen versucht. Schill hatte von Beust verdächtigt, eine persönliche Beziehung mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch zu haben und diesen deshalb zu begünstigen.

Kusch bekannte sich als homosexuell. Kusch und von Beust erklärten, dass sie Studienfreunde seien, aber keine darüber hinaus gehende Beziehung hätten. Von Beust entließ Schill. Die Popularitätswerte des CDU-Politikers schossen nach oben. Ein Zeichen im weltoffenen Hamburg: Homosexualität ist kein Grund mehr für gesellschaftlichen Pranger.

Im Februar, als die CDU über die rechtliche Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften diskutiert, sagt von Beust, endlich komme wohl die Zeit, wo er so akzeptiert werde wie er sei. Endlich. Doch die Euphorie ist wegen des wieder wachsenden Widerstandes in der CDU gegen die Homo-Ehe gewichen.

Der "Berliner Zeitung" sagte von Beust jetzt, ihm habe "noch keiner rational begründen können, warum es gegen konservative Prinzipien sein soll, wenn gleichgeschlechtliche Menschen feste Bindungen eingehen und genauso privilegiert werden wie Verheiratete". Es gebe "nichts Konservativeres als die Ehe".

Offenbar aber fürchte die CDU-Spitze eine starke konservative Gruppierung, wenn sie zu offensiv für die Homo-Ehe eintrete. Dabei würden im Falle einer Ablehnung aber gerade Wähler in Großstädten abgeschreckt, wo die CDU dramatisch schwächelt.

Als Beust 2010 nach dem Scheitern der Schulreform in Hamburg seinen Rücktritt vom Amt des Ersten Bürgermeisters ankündigte, fragten Hamburger Medien, ob nicht in Wahrheit eine neue Liebe hinter dem Rückzug stecke. Nur zwei Monate später trat von Beust mit seinem neuen Lebensgefährten, dem 36 Jahre jüngeren Lukas Förster auf und bekannte: "Ja, wir sind ein Paar."

Von Beust, der in Hamburg als Bürgermeister auch schon die Lesben- und Schwulenparade zum Christopher Street Day angeführt hatte, verließ damals ein politisches Pilotprojekt: Mit der Grünen-Spitzenkandidatin und späteren Bildungssenatorin Christa Goetsch hatte er 2008 nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der CDU in Hamburg die erste schwarz-grüne Koalition in einem Bundesland gebildet.

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