Vorsitzender der Bischofskonferenz Oberbischof als Krisenmanager

BONN · Die Überraschung im Februar 2008 war groß, als nicht der favorisierte Erzbischof von München-Freising, Reinhard Marx, zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gewählt wurde, sondern sein Freiburger Kollege Robert Zollitsch. Außerhalb des nach Köln zweitgrößten Erzbistums kannten nur wenige den 1938 im damaligen Königreich Jugoslawien geborenen Donauschwaben.

 Eindrucksvolle Bilanz: Robert Zollitsch.

Eindrucksvolle Bilanz: Robert Zollitsch.

Foto: dpa

Für viele war der Nachfolger des populären Mainzer Bischofs, Karl Kardinal Lehmann nur ein Übergangskandidat. Doch sehr bald wurden sie eines Besseren belehrt. Wäre der inzwischen 75-jährige Zollitsch jünger, eine Wiederwahl für eine zweite sechsjährige Amtszeit wäre ihm sicher. Welche Fußspuren wird Robert Zollitsch hinterlassen, der mit seinen Eltern 1946 aus Jugoslawien nach Deutschland floh und in Süddeutschland eine neue Heimat fand?

1956 wurde er zum Priester der Erzdiözese Freiburg geweiht und nach zahlreichen einflussreichen kirchlichen Ämtern 2003 zum Erzbischof ernannt. Ein Amt, das er bis zu seiner Emeritierung im Herbst 2013 innehatte. Er hatte mit zwei Krisen zu kämpfen, die seine Kirche bis ins Mark erschütterten: der Missbrauchs-Skandal und der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Gegen den Widerstand vor allem konservativer Bischöfe setzte Zollitsch den sogenannten Dialog-Prozess durch: Bis 2015 soll in allen Diözesen, aber auch mit den Verbänden offen über die Situation der Kirche diskutiert werden. Zugleich erhofft er sich Wege zu Wegen aus der Krise, in der sich (nicht nur) die katholische Kirche befindet. Inzwischen hat der Dialogprozess in den meisten Bistümern eine neue Gesprächskultur zwischen Bischöfen und Kirchenmitgliedern geführt. Nicht zuletzt geht es darum, Vertrauen zurückzugewinnen.

Ausgezahlt hat sich auch das persönlich gute Verhältnis zwischen Zollitsch und dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), dem nur wenig jüngeren Alois Glück. Die katholischen Laien fühlen sich wieder wertgeschätzt. Auch steht Zollitsch dem höchsten Laiengremium in der Frage der Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zu den Sakramenten näher als manchem Bischofskollegen. Und Zollitsch tritt auch dafür ein, mehr Frauen kirchenleitende Aufgaben anzuvertrauen.

Beispielhaft ist das brüderliche Verhältnis zwischen dem Erzbischof und seinem evangelischen Amtsbruder in Baden, Ulrich Fischer. Das färbte auch auf das ökumenische Klima zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche ab - auch wenn Auseinandersetzungen in einigen ethischen Grundsatzfragen nicht ausblieben.

Ein Höhepunkt von Zollitschs Episkopats war der Deutschlandbesuch 2011 von Papst Benedikt XVI., der einen seiner Höhepunkte im Erzbistum Freiburg fand. Dies war auch eine Anerkennung für das unermüdliche Wirken Zollitschs für die von Krisen und Vertrauensverlust geschüttelte katholische Kirche in Deutschland.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort