Franz-Josef Overbeck "Nur der Heilige Geist" kennt den Namen

MÜNSTER · "Wer wird neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz?" Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck lacht: "Das weiß nur der Heilige Geist." Aber hat nicht ein Bischof einen besonders guten Draht zu eben diesem Heiligen Geist?, haken wir scherzhaft nach. "Nun, ich habe oft mit ihm zu tun", antwortet der Essener Oberhirte.

"Und?" "Aber er hat mir den Namen noch nicht genannt." Nicht nur Bischof Overbeck ist immer wieder gefragt worden, wer denn nun die Nachfolge von Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch (75) antritt, der aus Altersgründen für eine zweite sechsjährige Amtszeit als "Chef" der 27 deutschen Bistümer nicht mehr antreten kann.

Gestern Mittag wurde Overbeck sogar noch vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, "ins Gebet genommen". Nach der Feierstunde für Joachim Kardinal Meisner in Köln sagte Schneider zu Overbeck: "Wählt auch ja den Richtigen." Wer das für ihn ist, wollte Schneider anschließend nicht verraten. Nur so viel: "Ich wünsche mir einen Vorsitzenden, mit dem wir unsere vertrauensvolle Ökumene fortsetzen können und mit dem wir die Reformationsfeier 2017 in einem guten ökumenischen Geist begehen können."

Heute Abend treten die Diözesan- und Weihbischöfe im Priesterseminar Borromaeum in Münster zu ihrer Frühjahrsvollversammlung zusammen, die bis Donnerstag dauert. Auf Anregung von Zollitsch wird man ein "Vorkonklave" abhalten - nach dem Vorbild der Kardinäle, die vor der Wahl des Nachfolgers von Papst Benedikt XVI. intensiv darüber diskutierten, was von dem künftigen katholischen Oberhirten erwartet wird.

Das Themenpaket ist umfassend: Wie steht man zu dem Wunsch von Papst Franziskus, dass künftig die nationalen Bischofskonferenzen mehr Probleme selbst lösen können? Wie verhält man sich gegenüber dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebarz-van Elst, dessen Bauausgaben in Rom geprüft werden und der seit Monaten von der Ausübung seines Bischofsamtes beurlaubt ist? Sind die Missbrauchsfälle aufgearbeitet? Warum treten nach wie vor Zehntausende pro Jahr aus der katholischen Kirche aus?

Fragen über Fragen, auf die viele Menschen eine Antwort erwarten. Entscheidend sind die 44 Weihbischöfe. Sie können zwar nicht gewählt werden, haben aber wie die Diözesan-Bischöfe je eine Stimme bei der Wahl des Vorsitzenden. Dieses Mal stehen 22 Bischöfe zur Wahl, da vier Bischofssitze (Köln, Freiburg, Erfurt und Passau) vakant sind und der Limburger Bischof beurlaubt ist.

Die Weihbischöfe, so heißt es, stimmen ungern für einen Kandidaten, der unbedingt Vorsitzender werden will oder bereits eine große Machtfülle auf sich vereint. Als Konkurrent von Zollitsch bei dessen Wahl vor sechs Jahren galt vor allem der Münchener Erzbischof, Reinhard Kardinal Marx. Er ist jetzt wieder einer der Favoriten.

Aber er dürfte vor allem den Weihbischöfen ein Dorn im Auge sein. Zum einen ist Marx sehr ehrgeizig, zum anderen ist er als Mitglied des Kardinalsrates (K 8) zur Reform des Vatikans und ganz frisch als Oberaufseher über die vatikanischen Finanzen schon längst einer der mächtigsten deutschen (Erz)Bischöfe und einer der insgesamt zehn deutschen Purpurträger (einschließlich der deutschen Kardinäle im Vatikan).

Wahrscheinlich bis Mittwoch wird man warten müssen, wer neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wird. Bis dahin gilt das Wort von Ruhrbischof Overbeck: "Nur der Heilige Geist kennt den Namen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort