Pläne von NRW-Integrationsminister Kritik an möglichem Kopftuchverbot für junge Mädchen in NRW

Düsseldorf · NRW-Integrationsminister Joachim Stamp erwägt ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Der Islamrat reagierte mit scharfer Kritik.

 Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

Foto: Oliver Berg/Archiv

Nordrhein-Westfalen erwägt ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Kinder dürften nicht dazu gedrängt werden, aus religiösen Gründen ein Kopftuch zu tragen, erklärte NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) auf Anfrage am Samstag in Düsseldorf. Der Islamrat kritisierte das Vorhaben und nannte die Debatte „populistisch, symbolgeladen und inhaltsleer“.

Jede Frau solle selbstbestimmt entscheiden, ob sie Kopftuch trägt oder nicht, erklärte Stamp. Diese Selbstbestimmung sei bei Kindern jedoch noch nicht vorhanden. „Daher sollten wir prüfen, das Tragen des Kopftuchs bis zur Religionsmündigkeit, also dem 14. Lebensjahr, zu untersagen“, sagte der Minister. Über die Pläne des Integrationsministeriums hatte zuerst die „Bild“-Zeitung (Samstag) berichtet.

Auch NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) erklärte, sie setze sich in der Landesregierung dafür ein, „dass wir ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren prüfen“. Mädchen sollten, wenn sie religionsmündig sind, frei darüber entscheiden können, ob sie ein Kopftuch tragen möchten oder nicht. „Das Phänomen, dass junge Mädchen Kopftuch tragen, wird immer sichtbarer“, erklärte die Staatssekretärin. Lehrer beobachteten an den Grundschulen immer häufiger, dass schon siebenjährige Schülerinnen mit Kopftuch in den Unterricht kommen. „Ich habe nichts gegen Kopftücher“, unterstrich Güler. „Meine Mutter trägt selbst eins, aber sie hat sich als erwachsene Frau dafür entschieden.“

Der Islamrat reagierte mit scharfer Kritik. Die Vorstellung, muslimischen Mädchen werde das Kopftuchtragen aufgezwungen, sei überholt und widerspreche der verbreiteten Lebensrealität von Muslimen in Deutschland, erklärte der Vorsitzende Burhan Kesici am Samstag. Die Behauptung möge „in einigen wenigen Fällen“ vielleicht zutreffen. Wegen einer vermuteten Minderheit nun bei allen jungen Musliminnen die grundgesetzlich geschützte Religionsfreiheit einzuschränken, sei jedoch „unverhältnismäßig und verfassungswidrig“.

Einen Zwang zum Kopftuch lehne der Islamrat ab. „Kopftuchzwang und Kopftuchverbot schlagen in dieselbe Kerbe: Beide entmündigen Musliminnen“, erklärte Kesici. Als islamische Religionsgemeinschaft sehe der Islamrat seine Aufgabe darin, „vor allem muslimische Mädchen in allen Lebenslagen zu stärken, sie beim Entdecken ihres eigenen Weges beistehend zu begleiten, aber auch vor jedem Zwang und Verbot der Religiosität zu schützen“, erklärte der Vorsitzende.

Der Islamrat vertritt fast 40 Mitgliedsvereine, der größte davon ist die türkische Islamische Gemeinschaft Milli Görüs. Seit April 2007 ist die Organisation Gründungsmitglied des Koordinationsrats der Muslime, in dem sich die Dachverbände Islamrat, Ditib, Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Verband der Islamischen Kulturzentren zusammengeschlossen haben.

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