Übergriffe in Köln Experten rechnen wieder mit Anreise großer Männergruppen an Silvester

Köln · Köln hat zwei Silvesternächte hinter sich, die in Erinnerung bleiben. 2015/16 kam es zu sexuellen Übergriffen und Chaos, auch ein Jahr später war die Stimmung angespannt, weil wieder Männergruppen kamen. Experten zufolge kann sich das auch künftig wiederholen.

Die Polizei in nordrhein-westfälischen Großstädten muss nach Einschätzung von Experten auch in der kommenden Silvesternacht mit der Anreise großer Männergruppen rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag von der Kölner Polizei veröffentlichte Analyse. Die Fachleute gingen demnach von „erheblichen Anreisen“ sowohl in Köln als auch in anderen NRW-Großstädten aus, sagte Kriminaloberrat Carsten Dübbers.

Auch NRW-Innen-Staatssekretär Jürgen Mathies sagte: „Nach meiner jetzigen Einschätzung müssen wir uns darauf einstellen, dass die Einsatzkräfte der Polizei in einem außerordentlich starken Maße wieder im Einsatz sind.“ Mathies war bis zum Sommer Polizeipräsident in Köln.

Der Untersuchung zufolge haben sich die in der vergangenen Silvesternacht von der Polizei in Köln kontrollierten Männer mit teils arabischem und nordafrikanischem Hintergrund nicht gezielt abgesprochen. „Unter dem Strich: Keine Hinweise auf irgendeine Form von gezielten Verabredungen, öffentlichen Einladungen, übergeordneten Aufrufen“, fasste Kriminaldirektor Klaus Zimmermann die Untersuchung zusammen.

An Silvester 2016/17 waren laut Polizei etwa „2000 nordafrikanisch beziehungsweise arabisch aussehende junge Männer“ nach Köln gekommen, von denen viele aggressiv auftraten. Die Polizei überprüfte sie und verhinderte nach eigener Einschätzung eine Wiederholung der Straftaten vom Jahr zuvor, als es zu massenhaften Übergriffen und Diebstählen gekommen war. Ziel der Analyse war, Hintergründe und Motive der Männer zu klären.

Für die Analyse wurden 640 Datensätze zu den kontrollierten Personen ausgewertet. Den dabei recherchierten Staatsangehörigkeiten zufolge handelte es sich in der Mehrheit um Iraker (125), Syrer (123) und Deutsche (112). Aus Marokko (21), Algerien (11), und Tunesien (4) kamen weitaus weniger.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben aber Zweifel, ob diese Aufteilung in jedem Fall so zutrifft. Etwa hätten Sprachmittler und Muttersprachler am Hauptbahnhof einen anderen Eindruck gewonnen. Bei Fragebögen sei teilweise in einem Dialekt geantwortet worden, der auf die Maghreb-Staaten hindeute - obwohl beispielsweise syrische oder irakische Staatsangehörigkeit angekreuzt worden seien.

Eine Befragung ergab auch, dass viele der Männer in Gemeinschaftsunterkünften lebten. Viele gaben an, einfach „zum Feiern“ nach Köln gekommen zu sein.

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