Kommentar Neustart der SPD
Meinung · Andrea Nahles mag klare, manchmal auch drastische Worte. Da kann man mit der Wortwahl schnell daneben liegen, auch wenn die Ankündigung von Prügeln für die Union vor allem eines im Sinn hat: der eigenen Truppe neuen Mut einhauchen, kommentiert GA-Redakteur Holger Möhle.
Die SPD ist am Boden. Ihre Bundestagsfraktion schrumpft mit der Bundestagswahl um weitere gut 40 Mandate. Mag sein, dass Opposition früher einmal Mist war. Nach dieser historischen Niederlage ist es der einzige Weg für die SPD, sich komplett neu aufzustellen. Opposition ist dazu ein Muss.
Andrea Nahles, einstige Juso-Chefin und ehemalige SPD-Generalsekretärin, übernimmt jetzt den Posten der zentralen Angreiferin gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie ist die Trümmerfrau der SPD, zumal noch nicht ganz klar ist, ob Martin Schulz in der Lage sein wird, den Trümmerhaufen alleine beiseite zu räumen und wie lange er dazu überhaupt Zeit haben wird. Nahles mag klare, manchmal auch drastische Worte.
Politik ist schnelllebig und gnadenlos
Klare Kante, offenes Visier, da kann man mit der Wortwahl schnell daneben liegen, auch wenn die Ankündigung von Prügeln für die Union vor allem eines im Sinn hat: der eigenen Truppe neuen Mut einhauchen. Was immer bis zur nächsten Bundestagswahl passiert. Nahles bringt sich in Position – und wer weiß, was bis 2021 (oder früher) mit Merkel sein wird. Politik ist schnelllebig, gnadenlos und, siehe Sonntag, auch sehr stark ergebnisabhängig.
Welche Volten dieser Herbst in der deutschen Politik bereit hält, ist völlig offen. Nach der Niedersachsen-Wahl in zwei Wochen werden die Karten nochmals gelegt. Nahles hat ihren Posten bezogen. Die SPD-Fraktion wird mit ihr an der Spitze weiter nach links rücken. Die SPD kämpft gerade um ihr Überleben als Volkspartei. Was sie dazu braucht: ein klares Profil. Nahles hat den ersten Aufschlag. Und der muss sitzen.
