Polizei stürmt Imbissbude Nächtlicher Nervenkrieg um Imbiss-Gangster endet unblutig

Freiburg · Der stundenlange Nervenkrieg rund um einen Imbiss in Freiburg ist glimpflich zu Ende gegangen: Spezialkräfte der Polizei nahmen nach stundenlangen Verhandlungen einen fünffachen Vater fest, der sich mit zwölf Personen die ganze Nacht über in seinem Freiburger Lokal verschanzt hatte.

 Ein Mann geht mit erhobenen Händen vor dem Imbiss auf SEK-Beamte zu. Foto: Patrick Seeger

Ein Mann geht mit erhobenen Händen vor dem Imbiss auf SEK-Beamte zu. Foto: Patrick Seeger

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Die Polizei nahm ihn am Freitag vor dem Imbiss fest. Statt von zwölf Geiseln sprach die Polizei später von "Unterstützern" des 36-Jährigen.

Der vorbestrafte Betreiber des Restaurants habe wohl Angst vor dem Gefängnis gehabt, erklärten die Ermittler. Das genaue Motiv sei aber noch nicht geklärt. Gegen ihn werde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Geiselnahme eingeleitet. Bei dem Einsatz gab es laut Polizei vier Leichtverletzte.

Der 36-Jährige rief die Polizei am Donnerstag an und drohte, alles in die Luft zu sprengen. Ob er das ernst gemeint habe und ob die anderen Personen in dem Imbiss mit Gewalt festgehalten worden seien, sei zunächst nicht zu klären gewesen, sagte der Leiter der Polizeidirektion Freiburg, Alfred Oschwald.

In der Nacht erklärte die Polizei, der Mann sei gefährlich und bewaffnet. Er habe brennbare Flüssigkeiten bei sich. "Es gab viele Hinweise, dass von dem Täter möglicherweise eine Gefahr für die anderen Menschen ausgeht", sagte Oschwald auf einer Pressekonferenz am Nachmittag. Es habe aber auch Informationen gegeben, wonach die Verwandten und Bekannten freiwillig mit in dem Lokal gewesen seien.

Spezialisten der Polizei verhandelten stundenlang mit dem 36-Jährigen. "Der Täter machte die Nacht über einen emotionalen, verzweifelten und auch sprunghaften Eindruck", hieß es in einer Mitteilung. Nach stundenlangen Verhandlungen ergab sich der Täter am Morgen. Es gelang, ihn zu überreden, das Gebäude zu verlassen. Dann hätten ihn die Beamten sofort festgenommen.

Der Einsatz des SEK lief glimpflich ab. Es sei bei ein paar Schürfwunden geblieben, sagte Oschwald. Unter den Unterstützern des Täters waren auch dessen Frau und die fünf Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren.

Der Vater war wegen Drogendelikten zu acht Monaten Haft verurteilt worden, wie der Freiburger Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier sagte. Um diese Strafe zu vollstrecken, habe nun ein Haftbefehl vorgelegen. Es sei möglich, dass ihn dies zu der Tat bewogen habe.

Der 36-Jährige hatte sich aber noch mehr zu Schulden kommen lassen. Mehr als 40 Mal sei er polizeilich in Erscheinung getreten, etwa wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. 2011 und 2012 war er bei Festnahmen in Besitz einer scharfen Waffe.

Am Donnerstag habe er einen Gerichtstermin gehabt, zu dem er aber nicht erschienen sei. Dabei ging es um das Fahren ohne Führerschein. Im Dezember sollte er sich vor Gericht wegen illegalen Waffenbesitzes verantworten.

Gegen 06.30 Uhr hatten Spezialkräfte zunächst einen Mann in Handschellen abgeführt. Später erklärte die Polizei, die Handschellen seien rein vorsorglich angelegt worden, es handele sich nicht um den Täter, sondern um einen Unterstützer des 36-Jährigen. Der Nervenkrimi ging weiter, bis der Täter schließlich um kurz vor 9.00 Uhr aufgab.

Nach der Festnahme bemerkten die Beamten Gas- oder Benzingeruch in dem Restaurant und fanden zwei leere Kanister. Ob der 36-Jährige das Benzin verschüttet hat, ist noch unklar.

Die Polizei hatte die Umgebung des Industriegebiets weiträumig abgesperrt. Rettungsdienste und Feuerwehr hatten zudem ein Sanitätslager aufgebaut. Sie waren mit rund 85 Helfern und acht Notärzten vor Ort.

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