Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland Mehr Geld für die Flüchtlingsarbeit

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die weißen Kirchenfahnen mit dem violetten Kreuz sind vor dem Kongresszentrum wieder eingerollt. Sechs Tage haben die mehr als 200 Mitglieder der Synode (dem Parlament) der Evangelischen Kirche im Rheinland über 2,5 Kilogramm Drucksachen entschieden, viele neue Kirchengesetze verabschiedet oder geltende abgeändert.

Präses Manfred Rekowski zeigte sich gestern mit dem Verlauf der Beratungen "ausgesprochen zufrieden" und sprach von einer "guten Debattenkultur". Obwohl das theologische Schwerpunktthema dieser 68. Ordentlichen Synode nach dem Zweiten Weltkrieg von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit "Reformation und die Eine Welt" vorgegeben war und für spannende Vorträge und Diskussionen sorgte, wird vor allem das überwältigende Ja der Synode zur Homo-Ehe in Erinnerung bleiben. Der Vizepräsident der Kirchenleitung, Johann Weusmann, war sehr zufrieden, dass dieses Thema endlich vom Tisch war.

Denn seit anderthalb Jahrzehnten beschäftigt dieses Thema die Landessynode. Im Jahr 2000 wurde bereits entschieden, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften eine gottesdienstliche Segnung erbitten können. Nachdem nun der Staat die standesamtlich eingetragene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft mit der grundgesetzlich verankerten Ehe praktisch auf eine Stufe gestellt hat, sah die überwältigende Mehrheit der Synode gestern keinen Anlass mehr, das grüne Licht für die sogenannte "Homo-Ehe" zu verweigern. Nach evangelischer Überzeugung ist die kirchliche Eheschließung kein Sakrament.

Breiten Raum bei der sechstägigen Synode nahm im Rahmen des theologischen Schwerpunktthemas der Bericht von Vertretern asiatischer, afrikanischer und europäischer Kirchenführer über eine knapp zweiwöchige Visitation der rheinischen Kirche ein. In dem Bericht wird die vielfältige und kompetente Arbeit der rheinischen Kirche gewürdigt, doch oft ein mangelnder Glaube und eine Überforderung vieler hauptamtlicher Mitarbeiter bemängelt.

Wie ein roter Faden durchzog die Flüchtlingskrise die Beratungen der Synode, die weitere 1,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung stellte. Die Synodalen spendeten 8000 Euro ihrer Tagungsgelder für jene Menschen in Syrien, die trotz des Bürgerkriegs weiter in ihrer Heimat ausharren. Die Synode besteht darauf, dass der Staat weiter Menschen aufnimmt, die aus ihrer Heimat fliehen. Mit Sorge verfolgt die rheinische Kirche die Übergriffe von Flüchtlingen auf Deutsche. Zugleich warnte Präses Rekowski nach dem Tod von zehn Deutschen durch einen IS-Anschlag in Istanbul vor einer Islamfeindlichkeit. Man müsse sehr sorgfältig darauf achten, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht durch islamistischen Terror in Gefahr gerate.

Im Blick auf das theologische Schwerpunktthema hielt der Bonner Theologieprofessor Gotthard Fermor einen viel beachteten Vortrag "für das Nachdenken über eine relevante Kirche": "Wir müssen wahrnehmen, dass Konfessionslosigkeit kein Phänomen nur ostdeutscher Wirklichkeiten ist. Es gibt auch so etwas wie eine innere Konfessionslosigkeit, mit der wir uns kirchlich auseinandersetzen sollten, mit oder ohne Missionsbegriff, und das ist mit Sicherheit kein Randphänomen.

Die Erfahrung Gottes lässt sich nicht auf Konfessionen begrenzen. ... Und nicht nur die Popkultur erinnert uns daran: Es gibt ein Christentum jenseits des kirchlich organisierten und verantworteten, öffentlich und privat (und in den social media kreuzen sich beide kräftig). Sechs Millionen ausgetretene Getaufte seit den 50er Jahren bleiben doch potentiell Christen und Christinnen." Ein Thema, das sicher auch bei der kommende Synode im Januar 2017 behandelt wird - auch dann wieder in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

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