SPD-Sonderparteitag in Düsseldorf Kraft kämpft mit Pathos für den Sieg

DÜSSELDORF · Beim Startschuss zum kurzen Turbowahlkampf in NRW setzt SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft voll auf Sieg. Die 450 Delegierten des Sonderparteitags in der Düsseldorfer Stadthalle feiern ihre unumstrittene Nummer eins, die in ihrer 60-minütigen, leicht pathetischen Rede aufs Gemüt der Basis zielt. "Ich kämpfe mit 100 Prozent und NRW im Herzen", verspricht die Ministerpräsidentin den nach den letzten Meinungsumfragen hoffnungsfrohen Genossen. Als Dank kassiert Kandidatin Kraft 99,3 Prozent Zustimmung.

Die Genossin im schwarzen Hosenanzug zieht Bilanz und bietet einen Ausblick auf die Zukunft. "Wir haben stark angefangen und wollen weitermachen. 60 gute Monate liegen vor uns." Dass Krafts SPD-Team auch die nächste Spielzeit in NRW mit den Grünen plant, daran lässt die Spitzenkandidatin keinen Zweifel. "Schnell, präzise, geräuschlos" habe Rot-Grün gearbeitet. Daran will die Regierungschefin anknüpfen. Vorher allerdings muss noch gewählt werden.

43 Tage vor der Landtagswahl präsentiert sich die SPD mit breiter Brust. Im einstimmig verabschiedeten "Regierungsprogramm" verspricht die Landespartei einen Dreiklang aus Sparen, Investitionen in Bildung und Hilfen für die Kommunen. Kraft weiß, dass die Opposition die Schulden als rot-grüne Achillesferse diagnostiziert hat und die Finanzen im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielen werden. Um den Wind aus den Segeln zu nehmen, verspricht die Sozialdemokratin eine Verankerung der Schuldenbremse in der Landesverfassung. Kraft rechnet vor, dass NRW in der Pro-Kopf-Verschuldung im Mittelfeld der Bundesländer liegt.

Beim Ritt durch die Landesthemen kündigt die Regierungschefin an, bis 2017 eine Ausbildungsplatz-Garantie in NRW einzuführen. Die 50-Jährige zückt - ganz Landesmutter - die soziale Karte: Weg mit der Praxisgebühr, mehr Vorbeugung statt Nachbesserung, Schluss mit Lohndumping - die SPD präsentiert sich als "Kümmerer-Partei, die nahe bei den Menschen steht".

In Düsseldorf wandelt Kraft auf den Spuren des Menschenfischers Johannes Rau. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel traut der NRW-Spitzenkandidatin den großen Wurf zu. "Der Wiederaufstieg der SPD hat 2010 in NRW begonnen - hier werden wir das 2012 fortsetzen", blickt Gabriel nicht ganz uneigennützig voraus. Kraft soll in NRW das Ende von Angela Merkel im Bund einleiten.

In ihrem Redebeitrag attackiert Kraft ihren Herausforderer Norbert Röttgen, ohne seinen Namen auch nur einmal zu nennen. "Ich bin nicht auf Durchreise. Mein Platz ist in NRW", stichelt die SPD-Politikerin gegen den CDU-Spitzenkandidaten, der seine Lebensplanung im Fall einer Wahlniederlage offen lässt. Bei der Energiewende beklagt Kraft ein "Hü und Hott" der Bundesregierung und verlangt einen Masterplan für den Umstieg auf die erneuerbaren Energien. "Es muss klar sein, wer für was verantwortlich ist." Kurz vorher hat SPD-Chef Gabriel kräftig die Wahlkampftrommel gerührt. "So einer wie Röttgen darf nicht an die Spitze einer Landesregierung."

Auf den Fluren der Stadthalle ist die Zuversicht der Genossen vor der Wahl am Muttertag förmlich greifbar. SPD-Generalsekretär Michael Groschek bremst die Euphorie und erinnert die Basis daran, dass im Wahlkampf auch gekämpft werden muss. Im "Regierungsprogramm" verspricht die SPD bis 2015 für alle Kinder und Jugendlichen ein schulisches Ganztagsangebot in der Nähe ihres Wohnorts. Kraft hält an ihrem Kurs fest, dass Investitionen in Bildung und soziale Vorbeugung langfristig den Standort NRW sichern.

Auf die ersten Listenplätzen für die Landtagswahl wählte die SPD hinter Hannelore Kraft den SPD-Fraktionschef Norbert Römer, Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Hans-Willi Körfges, Familienministerin Ute Schäfer und Fraktionsgeschäftsführer Marc Herter. Jochen Ott (Köln) steht auf Platz acht, Renate Hendricks auf Platz elf und Bernhard von Grünberg (beide Bonn) auf Platz 101 der Landesliste. Bei der letzten Landtagswahl 2010 zog die Liste bis Platz zehn.

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