Kommentar zu den Umbauplänen für die BBC Folgen wären fatal

Meinung · Der britische Premierminister Boris Johnson will den traditionsreichen britischen Sender BBC umbauen. Der Sender soll auf viele Kanäle und noch mehr Geld verzichten. Die möglichen Folgen wären fatal, kommentiert GA-Redakteurin Daniela Greulich.

 Der britische Premierminister Boris Johnson will den traditionsreichen britischen Sender BBC umbauen.

Der britische Premierminister Boris Johnson will den traditionsreichen britischen Sender BBC umbauen.

Foto: AP/Frank Augstein

Die legendäre öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt BBC ein Bezahldienst wie der Streaminganbieter Netflix? Der „Sunday Times“ zufolge droht dem britischen Sender ein radikaler Umbau, weg von der Rundfunkgebühr und hin zum Abo-Modell. Laut einer anonymen Quelle aus Downing Street sollen zudem Radiostationen verkauft und die Zahl der Fernsehkanäle reduziert werden. Boris Johnsons Angriff kommt nicht unerwartet, denn er scheint die BBC nur als Störsender zu sehen. Die möglichen Folgen wären fatal.

Die Existenzberechtigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird nicht nur in Großbritannien infrage gestellt. In Deutschland schimpfen rechtspopulistische AfD-Politiker über die „Mainstream­medien“ und fordern ein Ende der Haushaltsabgabe. In Österreich griff die rechtspopulistische FPÖ während ihrer Regierungszeit immer wieder den ORF an. Und in der Schweiz durften die Bürger vor knapp zwei Jahren sogar bei einer Volksabstimmung über eine mögliche Abschaffung der Rundfunkabgabe entscheiden. Das taten sie deutlich: Mehr als 70 Prozent sagten Ja zum gebührenfinanzierten System.

Das leistet etwas, was für die Demokratie und die Meinungsbildung so wichtig ist: umfassende und auch regionale Berichterstattung, die wirtschaftlich und politisch unabhängig ist. Es bietet die Möglichkeit, Hintergründe zu liefern, die keine Quotenrekorde brechen werden, und brisante Themen sorgfältig und ohne Druck zu recherchieren. Denn es geht eben nicht nur darum, Geld zu verdienen.

Das heißt nicht, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen nicht ständig hinterfragen sollen. Das müssen sie sogar, um Akzeptanz zu erzeugen und Relevanz zu haben. Aber reformieren heißt nicht abschaffen.

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