Kommentar zur Vorsorge für Katastrophenfälle Kleine Zumutung

Meinung | Bonn · Die letzten 25 Jahre waren in Deutschland überwiegend friedlich. Es ist unwahrscheinlich, dass das so bleibt. Das Thema Zivilschutz mag unangenehm sein, vermeidbar ist es nicht.

Versicherungsvertreter kennen das Problem. Wie bringt man einen Kunden dazu, Geld für etwas auszugeben, das nicht eintreten möge: der Tod zum Beispiel, ein schwerer Unfall, ein Einbruch oder eine Überschwemmung. Ähnlich muss sich das Bundeskabinett derzeit fühlen. Dass der Zivilschutz neu gefasst werden muss, ist schon 2012 beschlossen worden.

Die ersten Informationen über Ideen und Vorstellungen kommen jedoch zu einem ungünstigen Zeitpunkt in die Öffentlichkeit, denn das subjektive Sicherheitsgefühl der Deutschen hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Nach Krim-Invasion, Flüchtlingskrise und IS-Anschlägen herrscht eine schwer greifbare allgemeine Verunsicherung. Die teilweise aufgeregte Debatte um die Notfallvorräte zeigt, dass hier ein Nerv getroffen wird.

So einfach wie vor 1989 ist die Sache jedoch nicht mehr. Die Informationsgesellschaft ist verwundbar. Was geschieht zum Beispiel, wenn Stromversorgung und Internet über Tage ausfallen? Dann funktioniert nicht mal mehr die Eingangstür bei Edeka. Es ist daher richtig, die Bevölkerung an diese Gefahr zu erinnern. Denn um mehr geht es kaum.

Die Forderungen des Staates sind zurückhaltend. Wer sich die Notstandsgesetze genauer anschaut, findet dort Regelungen bis hin zu Dienstverpflichtungen. Die zurückliegenden 25 Jahre waren überwiegend ruhig und friedlich. Solche Phasen waren in der Geschichte Europas eher selten. Es ist unwahrscheinlich, dass es immer so bleibt. Das Thema mag daher unangenehm sein, vermeidbar ist es nicht.

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