Kommentar zum Besuch Steinmeiers in Bonn Klare Botschaft

Meinung · Durch die Vorfälle in Chemnitz sind einmal mehr Sorgen um die Demokratie entstanden. Es wird eine der größten Aufgaben der heutigen Jugendlichen sein, weiter für ihren Erhalt zu sorgen, meint GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

 Stattete dem Bonner SC im Sportpark Nord einen Besuch ab: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Stattete dem Bonner SC im Sportpark Nord einen Besuch ab: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Foto: Benjamin Westhoff

Wie steht es um die Demokratie? Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie nach Chemnitz schauen. Wer am Freitag in Bonn war und die Debatte von Schülern mit dem Bundespräsidenten zum Thema Grundgesetz verfolgte, bekam einen ganz anderen Eindruck. Dem Grundgesetz geht es 70 Jahre nach dem Start der Parlamentarischen Versammlung in Bonn recht gut. Es gibt kluge Jugendliche, die wissen, welche Qualitäten es bietet und was sich damit für ihr Leben anfangen lässt. Die Botschaft des Präsidenten ist klar: Die Verfassung setzt Regeln, aber es kommt darauf an, die Demokratie zum Leben zu erwecken.

Politiker reden dann gerne von der Zivilgesellschaft. Ohne Bürger, die sich einmischen, gibt es keine Demokratie. Hier fällt der Ost-West-Unterschied besonders deutlich auf. Was im Westen seit Jahrzehnten geübte Praxis ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, wird im Osten gerne für eine Aufgabe des Staates gehalten. Der möge sich doch bitte kümmern. Tut er es nicht, wenden sich Menschen den Extremisten zu oder greifen sogar zur Gewalt. Die moderate Mitte schweigt oder verkriecht sich in Angst. All das lässt sich leicht erklären. Es gibt jedoch keinen Grund, es auf Dauer hinzunehmen.

Das Grundgesetz gilt für ganz Deutschland und eine schwache Demokratie nur in einem Bundesland schadet allen anderen auch. Auf die Jugendlichen wartet daher eine Menge Arbeit. Sie müssen es besser machen als viele, die heute Verantwortung tragen. Das wird ihnen gelingen, im Westen und natürlich auch im Osten unseres Landes.

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