Kommentar zur Debatte um Flugkosten In der Defensive

Meinung · Bonns Position als zweiter Regierungssitz und Standort von Bundesbehörden ist brüchig geworden. Das hat sich die Stadt selbst zuzuschreiben, denn sie macht viel zu wenig aus ihren Möglichkeiten und ist schnell überfordert.

Der Sitz des Verteidigungsministeriums in Bonn auf der Hardthöhe.

Der Sitz des Verteidigungsministeriums in Bonn auf der Hardthöhe.

Foto: picture alliance / dpa

Die Argumente sind längst ausgetauscht und auch der Weg zu einer Lösung ist vorgezeichnet. Dennoch zeigt die neuerliche Debatte um die jährlichen Kosten der Teilung, wie brüchig die Position Bonns als zweiter Regierungssitz und Standort von Bundesbehörden geworden ist. Inzwischen finden es vermutlich die meisten Deutschen und die meisten verantwortlichen Politiker plausibel, Bundesbehörden im Osten anzusiedeln und die Regierung in Berlin zusammenzuziehen. Bonn ist da irgendwie nicht mehr auf dem Platz. Daran ist die Stadt nicht ganz schuldlos.

Bonn und die Region arbeiten an einer vertraglichen Lösung, um aus dieser Debatte heraus zu kommen. Denn hier geht es um ganz handfeste wirtschaftliche Interessen und um die Zukunft der Region, denn ohne die Ministerien fehlt Verbänden, Stiftungen und Behörden der Grund, länger in Bonn zu bleiben. Über 30.000 Arbeitsplätze hängen am Status der Bundesstadt.

Doch das ist nicht genug. Bonn macht nämlich wenig bis nichts, um die Öffentlichkeit im eigenen Sinne zu beeinflussen. Das ist ein Fehler, der irgendwann bestraft wird. Dabei gibt es noch viel mehr gute Gründe, für die Bundesstadt zu werben als nur die Bonn-Berlin-Debatte. Denn Bonn ist die einzige Stadt in ganz Deutschland mit diesem Titel. Über 60 Prozent der Deutschen erinnern sich zumeist positiv an die Hauptstadt der Bonner Republik.

Jede andere deutsche Stadt wäre froh, mit so einem Pfund wuchern zu können. Daraus lässt sich fürs Image, für den Tourismus und für die anstehenden politischen Debatten Kapital schlagen. Man muss es nur tun. Damit ist Bonn jedoch leider schnell überfordert, wie Beethoven 2020 gerade eindrucksvoll zeigt. Dort geht es im Dezember los. Gehört hat davon außerhalb Bonns bisher kaum jemand.

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