Die beste Woche seit langem Hillary allein zuhaus

WASHINGTON · Es gibt in den Vereinigten Staaten ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein prominenter Demokrat den politischen Gegner öffentlich bis auf die Knochen blamiert: Fox News, Haussender der Konservativen, Sprachrohr der Wutbürger und Obama-Hasser, klinkt sich still und leise aus der Live-Berichterstattung aus.

So war es auch, als Hillary Clinton im eigens gegen sie installierten Untersuchungsausschuss des Washingtoner Kongresses eine Attacke nach der anderen aus republikanischer Ecke abwetterte, ohne dabei auch nur ein einziges Mal die Contenance zu verlieren.

In der Schlussphase des elfstündigen Verhör-Marathons, der ausschließlich gedacht war, um die demokratische Favoritin für die Präsidentschaft 2016 wegen ihrer E-Mail-Affäre und der tödlichen Vorgänge um die US-Botschaft im libyschen Bengasi aus der Bahn zu werfen, blieb für Fox-Kunden der Bildschirm schwarz.

"Sie wirkte absolut präsidiabel, hatte jederzeit das Kommando und ließ ihre Kritiker wie blinde Inquisitoren aussehen", gaben hinterher sogar mehrere republikanische Analysten kleinlaut zu.

Für die am heutigen Montag 68 Jahre alt werdende Berufspolitikerin war das Stahlbad im Parlament der Schlüsselmoment einer bisher eher unrund verlaufenen Kampagne, in der die Zweifel an ihrer Eignung für das höchste Staatsamt in Amerika überwogen und der Funke zum Wahlvolk nie so richtig überspringen wollte. Perdu.

100 Tage vor der ersten offiziellen Vorwahl im Bundesstaat Iowa war der Mentalitätswechsel schon zu spüren. In Des Moines, wo Clinton zum ersten Mal ihren Ehemann Bill als ihren Wahlkampfhelfer in Anspruch nahm, strahlte die frühere Außenministerin mit dem zur Unterstützung eingeladenen Pop-Sternchen Katy Perry am vergangenen Samstag um die Wette - und gewann. Unter anderem die offizielle Rückendeckung der 1,6 Millionen Mitglieder zählenden Gewerkschaft AFSCME.

Ohne Clintons aktives Zutun hatte sich bereits vorher das überschaubare Bewerberfeld der Demokraten gelichtet. Mit den von Beginn an chancenlosen Jim Webb und Lincoln Chafee stiegen zwei Zählkandidaten, die in der ersten von Clinton haushoch beherrschten Fernseh-Debatte untergegangen waren, dann auch aus dem Rennen aus.

Der Verzicht von Vizepräsident Joe Biden, lange als ernsthafter Konkurrent gehandelt, auf eine Kandidatur lässt Clinton als So-gut-wie-sicher-Kandidatin für den Nominierungs-Parteitag der Demokraten im nächsten Sommer in Philadelphia erscheinen. Grund: Martin O'Malley, Ex-Gouverneur aus Maryland, wird nach Einschätzung von Partei-Insidern politisch den kommenden Winter nicht überleben.

Bliebe also allein der auf dem linken Flügel äußerst beliebte und in Umfragen erfolgreiche Senator Bernie Sanders als Widersacher über. Nach der Kongress-Anhörung hat Clinton den Abstand zu dem Sozialisten aus Vermont weiter vergrößert.

David Plouffe, einer der engsten Vertrauten von Präsident Barack Obama, der die damalige Konkurrentin Hillary Clinton 2008 noch mit allen Mitteln bekämpfte, ist inzwischen zu ihrem Fan geworden: "Ich bewundere ihre Zähigkeit." Clinton wird sie noch bitter benötigen. In der Affäre um ihre auf privaten Servern gehorteten E-Mails in der Zeit als Außenministerin hat die Bundespolizei FBI eine Untersuchung eingeleitet. Unangenehme Ergebnisse sind nicht ausgeschlossen.

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