Nach Software-Umstellung Hilfskräfte an Unis in NRW warten auf ihren Lohn

DÜSSELDORF · An NRW-Hochschulen warten fast 10.000 studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte seit Monaten auf ihren Lohn. Betroffen von der "Gehalts-Affäre" sind neu- und wiedereingestellte Lehrkräfte, Lehrbeauftragte und Doktoranden.

Nach Angaben des Finanzministeriums stehen für April noch 5500 Zahlungen und für Mai 4000 Zahlungen aus. Im Wissenschaftsausschuss des Landtags versprach der Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Helmut Dockter, dass in Notfällen innerhalb von zwei bis drei Tagen Abschlagzahlungen geleistet werden.

Jörg Hansen vom Finanzministerium begründete die "bedauerliche Verzögerung" mit einem unglücklichen Zusammentreffen von Problemen. Eine Ursache der ausbleibenden Zahlungen sei die schwierige Umstellung auf das neue SAP-Abrechnungssystem. Bei einem Teil der 85.000 Zahlfälle hätten sich Auszahlungen durch Doppelarbeiten verzögert. Außerdem seien durch den doppelten Abiturjahrgang statt normal 12.000 Neueinstellungen insgesamt 23.000 Hilfskräfte eingestellt worden.

Abgeordnete aller Fraktionen kritisieren, dass studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte monatelang auf Überweisungen warten müssten und unter Druck geraten seien, weil sie Miete und Lebenshaltungskosten nicht ohne Unterstützung tragen könnten. Der Fraktionschef der NRW-Piraten, Jochim Paul, sprach von einer "Existenzbedrohung" für Hilfskräfte.

FDP-Experte Marcel Haffke zeigte sich "schockiert", dass "Hiwis" über drei Monate auf ihr Gehalt warten müssten. Der CDU-Abgeordnete Stefan Berger kritisierte die "grandiose Verwaltungspanne".

Die meisten Hochschulen sind deshalb dazu übergegangen, betroffenen Hilfskräften mit Abschlagzahlungen über die Runden zu helfen. In Einzelfällen haben die Studenten Außenstände von 1000 Euro. Allein an der Universität Köln waren von 2600 studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften 1300 von der Software-Umstellung betroffen: In 1100 Fällen gab es Probleme mit der rechtzeitigen Gehaltszahlung.

Das Finanzministerium erwartet, dass das Landesamt für Besoldung die ausstehenden Zahlungen "bis zum übernächsten Monat" abgewickelt hat. Für den Monat April sollen bis Ende Juni die Gelder auf den Konten eingegangen sein. "Ich kann nichts versprechen. Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran", sagte Hansen weiter.

Künftig soll die Zusammenarbeit zwischen dem Landesamt und den Hochschulen verbessert werden, um künftig Verzögerungen bei Gehaltszahlungen zu vermeiden. Hansen räumte ein, dass die Umstellung auf SAP ausgerechnet zum Semesterbeginn nicht "glücklich" gewesen sei.

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