Alt-Kanzler Hat Schröder auf Putin eingewirkt?

BERLIN/DÜSSELDORF · Hat er? Oder hat er nicht? Gerhard Schröder könnte aufklären. Doch der Alt-Kanzler schweigt darüber, ob und was er mit seinem Männerfreund, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, zur Geiselnahme internationaler OSZE-Beobachter durch prorussische Separatisten im Osten der Ukraine, darunter vier Deutsche, womöglich besprochen hat.

Einer der Deutschen stammt aus Hürth. Stattdessen steht Schröder in der Kritik, weil er mit Putin in St. Petersburg seinen 70. Geburtstag nachgefeiert und den Kreml-Herrscher innig umarmt hat.

Doch inzwischen schließen Kenner der Szene nicht mehr aus, dass Schröder auf Putin wegen der Geiselnahme eingewirkt hat. Schließlich verfügt der ehemalige Bundeskanzler über einen selten privilegierten Zugang zum russischen Präsidenten. Auffällig: Keine 24 Stunden nach dem Empfang bei der Nord Stream AG verkündete Putin die Hoffnung auf baldige Freilassung der Geiseln.

Der frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Ex-Generalinspekteur Harald Kujat, will nicht ausschließen, dass Schröder das Treffen genutzt habe, "um diese, unsere Soldaten dort frei zu bekommen". Möglicherweise habe der frühere Bundeskanzler "das erreicht, was wir alle gehofft haben, was sich jetzt jedenfalls ganz offenkundig als positiv abzeichnet", sagte Kujat im Deutschlandfunk.

"Aber ganz offenkundig hat er mit Putin auch darüber gesprochen. Ich würde mich sehr täuschen, wenn das nicht der Fall war", so der Ex-Generalinspekteur weiter. Und: "Vielleicht werden wir ihm dafür noch einmal dankbar sein müssen."

Regierungssprecher Steffen Seibert wiederum machte gestern deutlich, dass die Bundesregierung in den zurückliegenden zwei Tagen keinen Kontakt zu Schröder gehabt und dieser "das politische Feld schon vor Längerem verlassen" habe. Zu einer möglichen Mittlerrolle Schröders sagte Seibert, jeder, der Putin an die Verantwortung Russlands für eine Stabilisierung der Lage in der Ukraine erinnere, und jeder, der sich dabei auch um die Freilassung der OSZE-Beobachter kümmere, "der tut das Richtige".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll mindestens verstimmt reagiert haben, als sie erfuhr, dass auch CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder bei der Sause der Nord Stream AG, mehrheitlich in Besitz von Gazprom, mitgefeiert hat. CDU-NRW-Landeschef Armin Laschet wollte Mißfelders Verhalten gestern nicht verurteilen.

Der 34-Jährige aus dem Ruhrgebiet ist seit Samstag Schatzmeister der Landespartei. Er erwarte aber, dass solche Kontakte genutzt würden, "um mit Putin Klartext zu reden", sagte Laschet gestern in Düsseldorf. Und das sei offenbar auch geschehen, fügte der CDU-Landeschef hinzu. Das habe ihm Mißfelder nach dem Treffen gesagt.

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