Günther Beckstein Früherer bayerischer Ministerpräsident könnte Präses der EKD-Synode werden

DÜSSELDORF · Heißt der neue Präses (Vorsitzende) der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Günther Beckstein (69)? Das "Parlament" der rund 26 Millionen Protestanten tritt vom 10. bis 13. November in Düsseldorf zusammen und muss die Nachfolge für die vom Amt des Präses zurückgetretenen Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt (47) regeln.

 Bislang Stellvertreter: Günther Beckstein.

Bislang Stellvertreter: Günther Beckstein.

Foto: dpa

Göring-Eckardt, 2009 als erste Politikerin der Grünen in das Amt gewählt, hatte für die Zeit des Bundestagswahlkampfes 2013 ihr hohes Kirchenamt ruhen lassen. Umso überraschender kam dann kurz nach der Wahl ihr endgültiger Verzicht. Von Göring-Eckardt zu Beckstein, dem einstigen Hardliner unter den deutschen Innenministern? Beckstein künftig in der Tradition der EKD-Präsides wie Gustav Heinemann oder Jürgen Schmude?

Bereits 2009 kandidierte Beckstein, der sich dieser Tage für eine schwarz-grüne Bundesregierung ausgesprochen hat ("Ich bin überzeugt, dass das ein Experiment wäre, das man versuchen sollte"), gegen die populäre Grüne - und unterlag. Daraufhin schlug Katrin Göring-Eckardt Beckstein als 1. Stellvertreter vor. Nachdem die grüne Spitzenkandidatin ihr Amt in der Kirche ruhen ließ, wechselte sich Beckstein mit dem 2. Stellvertreter, dem rheinischen Oberkirchenrat Klaus Eberl (57), in der Leitung der Synode und im Rat der EKD ab, denn der/die Präses ist geborenes Mitglied des Rates.

Die EKD-Synode, die traditionell als "linkslastig" gilt, wird in Düsseldorf Beckstein (von 1974 bis September 2013 Mitglied der bayerischen CSU-Landtagsfraktion) mit großer Wahrscheinlichkeit wählen. Grund: Die Zusammenarbeit zwischen Göring-Eckardt und Beckstein funktionierte reibungslos. Die Legislaturperiode der jetzigen Synode dauert nur noch bis zum Frühjahr 2015. Dann muss ohnehin eine neue oder ein neuer Präses gewählt werden. Im November 2015 erfolgt dann die Wahl des neuen Ratsvorsitzenden. Aussichtsreichster Nachfolger für Nikolaus Schneider ist der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (53).

Beckstein, dem Erlanger Mediziner durch eine Computer-Implantation über 90 Prozent des Hörvermögens zurückgegeben haben, erfreut sich längst durch alle politischen Lager der Synode großer Anerkennung. Außerdem sollte der Präses der Synode möglichst ein Jurist sein. Beckstein ist promovierter Jurist. Bevor er in die Synode der EKD berufen wurde, gehörte Beckstein - von 1993 bis 2007 Innenminister und von 2007 bis 2008 erster evangelischer Ministerpräsident im Freistaat Bayern - viele Jahre der bayerischen Landessynode an.

Der zweite stellvertretende Präses der EKD-Synode, Eberl, ist im Gegensatz zu Beckstein Theologe. Und außerdem dürfte er als Rheinländer keine Chance haben, da der Ratsvorsitzende Schneider ebenfalls Rheinländer ist. Allerdings muss dies kein wirklicher Ausschlussgrund sein, denn zur Zeit des Ratsvorsitzenden Manfred Kock aus Köln war der Moerser Rechtsanwalt Jürgen Schmude Präses.

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