Hafen von Genua Frachtschiff rammt Kontrollturm: Mindestens sieben Tote

Genua · Ein Containerschiff hat einen Kontrollturm im Hafen von Genua gerammt und mindestens sieben Menschen in den Tod gerissen. Zwei Hafenmitarbeiter wurden am späten Mittwochnachmittag noch vermisst, wie Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte.

Vier verletzte Männer wurden gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Warum der 240 Meter lange Frachter bei dem Routinemanöver vom Kurs abkam, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung unter anderem gegen den Kapitän auf.

Alle Opfer arbeiteten in dem Kontrolltower der Hafenlotsen, der sich nach dem Zusammenstoß um 45 Grad zur Seite neigte und teilweise einstürzte. Einige Beschäftigte fielen ins Hafenbecken, andere wurden unter den Trümmern begraben. Einer der Verletzten berichtete laut Nachrichtenagentur Ansa, er habe zunächst ein Dröhnen gehört und sei dann von Trümmern getroffen worden.

Drei Leichen wurden eingeschlossen im Aufzug des Turms entdeckt. Zum Zeitpunkt des Unglücks war Schichtwechsel, weshalb rund ein dutzend Menschen in dem Gebäude waren. Taucher und Rettungskräfte suchten am Nachmittag weiter nach den zwei Vermissten, für die es aber kaum noch Hoffnung gab. Zuvor war von drei Vermissten die Rede gewesen, diese Angabe wurde aber später korrigiert.

Der Containerfrachter "Jolly Nero" der genuesischen Reederei "Messina" sollte eigentlich aus dem Hafen auslaufen und nach Ägypten fahren. Warum das Schiff am Dienstag um kurz nach 23.00 Uhr vom Kurs abkam und den 54 Meter hohen Turm rammte, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft befragte den Kapitän, beschlagnahmte das Schiff und untersuchte es. Lupi sagte, ein technischer Defekt oder zu hohe Geschwindigkeit bei dem Manöver könnten die Ursache gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft berichtete, der Frachter sei möglicherweise wegen eines Motorschadens manövrierunfähig gewesen. Das sei aber nur eine Vermutung, etwas Genaueres könne man noch nicht sagen. "Ich habe keine logische Erklärung für das, was passiert ist", sagte der Chef der Hafenbehörde, Luigi Merlo. Das Wetter sei gut gewesen, andere Schiffe seien nicht unterwegs gewesen. Der Schiffsverkehr in Italiens größtem Industriehafen wurde für mehrere Stunden unterbrochen.

Das Unglück weckt Erinnerungen an die Havarie der Costa Concordia, bei der im Januar 2012 vor der Insel Giglio 32 Menschen starben. "Der Fluch des Meeres", schrieb die Tageszeitung "Corriere della Sera". "Noch eine Tragödie". Vielerorts gab es Schweigeminuten, die beiden Fußballteams aus Genua sollten am Abend mit Trauerflor auflaufen.

Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. Der Präsident habe mit großer Bestürzung von dem Unglück erfahren und bange um das Schicksal der Vermissten, teilte der Quirinalepalast mit. Minister Lupi eilte zum Unglücksort, traf später die Familien der Opfer und besuchte die Verletzten im Krankenhaus.

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