Kommentar zu US-Präsident Donald Trump Flammenwerfer

Meinung · Amerika lechzt nach sechs Monaten Höllenritt mit dieser Karikatur eines Präsidenten nur nach einem: Normalität. Weniger Wahnsinn. Zur Abwechslung einfach mal geräuscharmes Regieren, kommentiert GA-Korrespondent Dirk Hautkapp.

 Der US-amerikanische Präsident Donald Trump.

Der US-amerikanische Präsident Donald Trump.

Foto: dpa

Mehr als die Hälfte der US-Amerikaner ist nicht nur unzufrieden mit Donald Trump. Über die Hälfte schämt sich nach einer aktuellen Umfrage inzwischen für ihren Präsidenten. Für das, was er in sechs Monaten aus den Vereinigten Staaten gemacht hat: für einen Clown, vor dem sich die einen grausen und die anderen aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommen.

Je kürzer die Abstände zwischen seinen Lügen, Skandalauftritten und scheiternden Projekten werden, desto häufiger verliert Trump den Kompass für rote Linien. Er macht keine Unterschiede mehr zwischen Freund und Feind. Er schleift die Institutionen.

Die von Sonderermittler Robert Mueller in der Russland-Affäre eingesetzte Geschworenen-Jury als verfassungswidrig zu bezeichnen, ist der jüngste Tiefpunkt. Der frühere FBI-Chef bedient sich des juristischen Instrumentenkastens. Mueller ist anders als Trump sortiert und gründlich. Damit ist das Urteil in der Causa Russland jedoch trotz vieler Indizien noch lange nicht gefallen. Eine „Grand Jury“ ist kein Pappenstiel. Aber auch keine Anklage, geschweige denn ein Schuldspruch.

Trump wäre gut beraten, im Urlaub auf dem firmeneigenen Golfplatz in New Jersey Ruhe zu bewahren und nicht ins Verfahren von der Seite hineinzutwittern. Leider spricht die Erfahrung dagegen. Er kann nicht ohne Flammenwerfen. Auch wenn er dabei, wie gerade geschehen, oft eigenes Terrain verbrennt.

Dem republikanisch beherrschten Kongress die Alleinschuld für das zerrüttete Verhältnis mit Russland anzudichten, das Parlament in Sachen Gesundheitsreform als Versagerveranstaltung abzukanzeln und sich trotz miserabler Bilanz über die Volksvertreter zu erheben, verrät nicht nur Trumps gestörte Wahrnehmung und seine Missachtung gegenüber der Gewaltenteilung. Es ist angesichts seines mäßigen Ansehens latent selbstmörderisch.

Die mit ihren Dämonen auf unvereinbaren, ideologischen Flügeln kämpfenden Konservativen hätten Trump bei den Russland-Sanktionen und bei einer eventuellen Kabinettsumbildung keine Handschellen angelegt, wenn der Präsident nicht gegen alle Vernunft und Fakten penetrant Liebesgrüße nach Moskau gesendet hätte.

Diese Torheit rächt sich jetzt. Die eigenen Leute zu beschimpfen, wird die Leidensfähigkeit der Republikaner zusätzlich strapazieren. Trumps Aussetzer schönzureden, fällt ihnen immer schwerer. Kommt es zum Amtsenthebungsverfahren, wird das der Sargnagel sein.

Amerika lechzt nach sechs Monaten Höllenritt mit dieser Karikatur eines Präsidenten nur nach einem: Normalität. Weniger Wahnsinn. Zur Abwechslung einfach mal geräuscharmes Regieren. Doch immer wenn man hofft, dass der Regierungszug auf ein ruhigeres Gleis gelangt, schubst der nach Chaos süchtige Präsident irgendwen vor die Lok. Und der Sommer ist noch lang.

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