Windkraft war ein Thema "Energiewende nur mit Naturschutz"

BONN · Bundesumweltminister Peter Altmaier hat in Bonn Daten zur Natur vorgestellt. Der Klimawandel bedroht heimische Arten.

Peter Altmaier wird in der Regel nicht müde, darauf hinzuweisen, dass der Bau von Windrädern auf hoher See bisher nicht mit der Geschwindigkeit vorangekommen ist, wie er geplant war. Bei Pressekonferenzen weist der Bundesumweltminister stets darauf hin, dass für die Energiewende die Offshore-Windparks dringend gebraucht würden.

Das vergleichsweise langsame Ausbau-Tempo der Windkraft in Nord- und Ostsee kann aber auch sein Gutes haben, wie Altmaier am Montag bei der Vorstellung der "Daten zur Natur 2012" im Bundesumweltministerium in Bonn betonte.

Weil die Technik vorangeschritten sei, könne jetzt mehr Wert auf den Naturschutz gelegt werden. Der teils große Lärm, wenn die Fundamente in den Meeresboden gerammt würden, bereite etwa Schweinswale und Vögeln Probleme, sagte der CDU-Politiker.

Mit modernerer Technik könne nun gebohrt statt gerammt werden, wodurch die schall-empfindlichen Tiere weniger beeinträchtigt würden. Der Umweltminister wollte dies auch als Beleg dafür verstanden wissen, dass "die Energiewende nicht gegen, sondern nur unter Beachtung des Naturschutzes gelingen" könne.

Die Bundesländer rief er dazu auf, den Bau von Windrädern auf ein "vernünftiges Maß" zurückzuführen. "Man muss auch mal bereit sein, dem Naturschutz den Vorrang zu geben", so Altmaier. In den Ausbauplänen der Bundesländer sei etwa 60 Prozent mehr Windenergie vorgesehen als nötig, um die Energiewende zu schaffen.

Die Daten zur Natur verzeichnen Erfolge aber auch viel Negatives. So zeigten die steigende Population von Fischotter, Biber und Wolf die positive Wirkung des Naturschutzes, sagte der Minister. Andererseits müsse man sich große Sorgen um die Wirbeltiere machen. 132 - das entspreche 28 Prozent aller Arten - seien aktuell gefährdet, darunter etwa der Feldhamster, 37 Arten seien bereits ausgestorben oder verschollen.

Grundsätzlich sei es aber möglich, negative Trends bei der biologischen Vielfalt umzukehren, meinte Altmaier. Er verwies darauf, dass in den vergangenen 13 Jahren die Fläche der Naturschutzgebiete in der Bundesrepublik um fast 60 Prozent angestiegen ist.

Auf die Gefährdungen des Naturhaushalts durch den Klimawandel wies die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, hin. So würden die Apfelbäume seit 1960 pro Jahrzehnt im Schnitt fünf Tage früher blühen, Zugvögel wie die Mönchsgrasmücke kämen früher aus den Winterquartieren zurück, und der Bestand anderer bisher hier heimischer Arten werde gefährdet.

Positiv bewertete Jessel, dass die Fläche für den ökologischen Landbau in den vergangenen acht Jahren um fast 35 Prozent angestiegen ist. Auf sechs Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen werde derzeit ökologisch angebaut.

Dort fänden sich viel mehr Arten als auf konventionell bewirtschafteten Flächen, heißt es in dem Bericht. Dennoch: Im Vergleich der 27 EU-Staaten liegt Deutschland in Sachen ökologischer Landbau nur im Mittelfeld.

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