Kommentar zu den Feiern in den USA Egotrip

Meinung | Washington · Die US-Hauptstadt Washington hat sich für die umstrittene Feier von Präsident Donald Trump zum Unabhängigkeitstag gewappnet. Trump nutzt das Lincoln Memorial als Kulisse, um militärische Macht zu demonstrieren, kommentiert Frank Hermann.

 Two Bradley Fighting Vehicles flank the stage being prepared in front of the Lincoln Memorial, Wednesday, July 3, 2019, in Washington, ahead of planned Fourth of July festivities with President Donald Trump. (AP Photo/Jacquelyn Martin)

Two Bradley Fighting Vehicles flank the stage being prepared in front of the Lincoln Memorial, Wednesday, July 3, 2019, in Washington, ahead of planned Fourth of July festivities with President Donald Trump. (AP Photo/Jacquelyn Martin)

Foto: AP

Normalerweise steht der amerikanische Nationalfeiertag im Zeichen von Hot Dogs und Hamburgern. Die Bürger grillen, und bevor sie das tun, sitzen sie auf Campingstühlen an einer klein- oder auch großstädtischen Paradestrecke, um Männern und Frauen in historischen Kostümen, Autoliebhabern in blankpolierten Oldtimern oder auch dem einen oder anderen Witzbold zuzuwinken. Abends dann erfreuen sie sich an Feuerwerken, von denen ein besonders opulentes den Himmel über Washington erhellt.

Panzer und Kampfflugzeuge kamen in diesem Szenario bislang nicht vor, und wer immer als Präsident an der Pennsylvania Avenue residierte, legte sich vornehme Zurückhaltung auf. Am 4. Juli feiert Amerika nicht nur das Ende der britischen Kolonialherrschaft, vor allem feiert es den Geist der Unabhängigkeitserklärung mit ihrem im 18. Jahrhundert so revolutionär klingenden Satz, dass alle Menschen gleich erschaffen sind. Anders gesagt, gefeiert wird eine Idee. Das Gründungscredo der Vereinigten Staaten, nicht etwa ein militärischer Sieg. Der gelassene Patriotismus, der diesen Tag prägt, wirkt zumindest für den Augenblick wie ein gemeinsamer Nenner, auf den sich Demokraten wie Republikaner trotz aller Differenzen noch einigen können.

Nun aber hat Donald Trump, der immer und überall im Mittelpunkt stehen muss, auch mit dieser sympathischen Tradition gebrochen. Ausgerechnet das Lincoln Memorial, das Denkmal des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln, nutzte er als Kulisse, um ein weiteres Tabu zu brechen und militärische Macht zu demonstrieren. Und für die Kulisse lässt er Panzer auffahren. Was an den Roten Platz in Moskau oder nordkoreanische Aufmärsche denken lässt, aber so gar nicht zum Geist des 4. Juli passt.

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