Porträt Dogan Akhanli: „Literatur ist mir näher als die Politik“

Köln · Der in Köln lebende Schriftsteller Dogan Akhanli hat früh Erfahrungen mit politischer Verfolgung gemacht.

 Der Autor Dogan Akhanli im März 2017 in Köln bei der Veranstaltung „Die Freiheit des Wortes ist ein universelles Recht der Menschheit“ im Rahmen des Literaturfestivals Lit.Cologne.

Der Autor Dogan Akhanli im März 2017 in Köln bei der Veranstaltung „Die Freiheit des Wortes ist ein universelles Recht der Menschheit“ im Rahmen des Literaturfestivals Lit.Cologne.

Foto: dpa

Als junger Mann ging Dogan Akhanli nach dem türkischen Militärputsch 1980 in den Untergrund. Er wurde als Mitglied der kommunistischen TDKP gesucht und 1984 verhaftet. Von 1985 bis 1987 war er in Istanbul in einem Militärgefängnis inhaftiert. In dieser Zeit sei er auch gefoltert worden, berichtete Akhanli später. Im Jahr 1991 setzte er sich nach Deutschland ab, wo er als politischer Flüchtling anerkannt wurde und später die deutsche Staatsbürgerschaft annahm.

„Ich schreibe auf Türkisch, aber ich lebe in Deutschland. Das ist eine schwierige Situation, denn ich bin nicht Teil der deutschen Literatur, ich bin Teil der türkischen Literatur“, sagte der in Köln lebende Schriftsteller einmal in einem Interview. Weil er im deutschsprachigen Raum in einer anderen Sprache schreibe, verstehe er sich als Schriftsteller im Exil.

Akhanli ist Mitarbeiter des Vereins „recherche international“, der sich mit der Aufarbeitung der im vergangenen Jahrhundert begangenen Völkermorde befasst und auch die Verbrechen an den Armeniern immer wieder zum Thema gemacht hat. Der 1957 in der Türkei geborene Autor hatte sich im Buch „Die Richter des jüngsten Gerichts“ selbst mit der Verfolgung der Armenier befasst.

Sein Roman „Der letzte Traum der Madonna“ (2005) wurde von türkischen Kritikern zu einem der zehn besten des Jahres gekürt. In Deutschland wurden seine Projekte für einen offenen Umgang mit historischer Gewalt und für Versöhnung mehrfach ausgezeichnet, etwa vom Bündnis für Demokratie und Toleranz.

Akhanli versteht sich selbst als politischer Schriftsteller, aber: „Die Literatur ist mir näher als die Politik.“ Vor allen Dingen wolle er gute Geschichten erzählen. Wenn man aber über Genozid, Vergessen und die heutigen Probleme der Türkei schreibe, da könne man nicht sagen, dass man das nur aus Lust an Literatur mache.

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