Misshandlung in Kölner JVA Die mutmaßlichen Täter schweigen

KÖLN · Nach dem tätlichen Angriff in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt Ossendorf wurden jetzt neue Details bekannt. Vermutlich heute soll einer der Beschuldigten in einer ander Anstalt verlegt werden.

 In einer Zelle der Kölner Justizvollzugsanstalt soll ein 21-Jähriger Häftling von Mitgefangenen verletzt worden sein.

In einer Zelle der Kölner Justizvollzugsanstalt soll ein 21-Jähriger Häftling von Mitgefangenen verletzt worden sein.

Foto: Gauger

Die Gefängnisleitung war nach einer "Verträglichkeitsprüfung" davon ausgegangen, dass die beiden mutmaßlichen Täter (23 und 25 Jahre) und das Opfer (21) gut miteinander auskommen würden. "Es wurde positiv bewertet, dass die Inhaftierten ihre Freizeit in einer Zelle verbringen können", sagte der Vizechef der Anstalt, Wolfgang Schriever.

Doch es kam anders. Der 21-jährige Gefangene soll vorigen Samstag von zwei Mithäftlingen misshandelt worden sein. Den Justizvollzugsbeamten schilderte er eine ganze Reihe von Bedrohungen und Gewalttaten, denen er zum Opfer gefallen sein soll.

So sei er geschlagen und am Unterarm mit einer Rasierklinge geschnitten worden. Die mutmaßlichen Täter hätten ihn mit Tesaband umwickelt, auf einem Stuhl festgehalten und mit einem heißen Draht verletzt.

Einer der Beschuldigten ist mit Hepatitis-C infiziert. Mit der Rasierklinge, mit der später der 21-Jährige offenbar verletzt wurde, habe sich der Beschuldigte vorher selber geschnitten. Die Tatwaffe, einen Einweg-Rasierer, dürfen Gefangene legal im "Klingelpütz" zur Körperpflege besitzen. Die beiden Angreifer "sitzen" wegen Betäubungsmittel-Delikten, gefährlicher Körperverletzung und bewaffneten Diebstahls.

Zu den gravierenden Misshandlungsvorwürfen machen beide keine Angaben. "Wir haben nur die Aussage des 21-Jährigen", berichtete Schriever weiter. Der Fall liege nun bei der Staatsanwaltschaft.

Eine Stunde nach dem Zwischenfall meldete sich der junge Mann bei einem Abteilungsbeamten. Dies bewertet Schriever als positiv, weil es zeige, dass der Gefangene Vertrauen zu den JVA-Mitarbeitern habe. Direkt nach Bekanntwerden des Vorfalls seien Fotos von den betroffenen Körperstellen gemacht worden.

"Auf den Bildern sind Kratzer und gerötete Stellen zu sehen", ergänzte Schriever. Von gravierenden Hautverletzungen könne nicht die Rede sein. "Es ist ein bedauerlicher Fall. Aber es steht noch nicht fest, was genau passiert ist", so Schriever weiter.

Der stellvertretende "Klingelpütz"-Chef verteidigte den so genannten "Umschluss". Bei dieser Maßnahme können Gefangene auf freiwilliger Basis entscheiden, mit wem sie ein Teil ihrer Freizeit verbringen möchten. "Es wird geredet, manchmal gekocht oder Karten gespielt", so Schriever. Der "Umschluss" sei fester Bestandteil des Strafvollzugsgesetzes.

Vermutlich heute soll einer der Beschuldigten in einer ander Anstalt verlegt werden. Das Opfer liegt weiter auf der Krankenstation; ob er sich ebenfalls mit Hepatitis-C infiziert hat, ist noch unklar.

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