Syrien Die Kinder des Krieges

Genf · Es sind neue grausige Nachrichten aus dem syrischen Bürgerkrieg: Inzwischen flüchteten eine Million Kinder über die Grenzen des umkämpften Landes, drei von vier der kleinen Opfer haben noch nicht einmal das elfte Lebensjahr erreicht.

 Verlorene Generation: Syrische Flüchtlingskinder in einem Lager in der Türkei.

Verlorene Generation: Syrische Flüchtlingskinder in einem Lager in der Türkei.

Foto: dpa

Auch innerhalb Syriens eskaliert die Situation: In dem arabischen Staat irren mittlerweile zwei Millionen Mädchen und Jungen als Binnenflüchtlinge umher. Diese Zahlen nannten Hilfsorganisationen der UN gestern in Genf.

Das Kinderhilfswerk Unicef zeigte auf, wie dramatisch sich die Lage der Minderjährigen in nur einem Jahr zugespitzt hat: Ende August 2012, so betonte Unicef, betrug die Gesamtzahl der Kinder, die aus Syrien ins Ausland geflohen waren, erst 70.000.

Egal, ob sie sich außerhalb oder innerhalb Syriens befinden: Die Kinder und ihre Begleiter wollten Hass, Terror und Gewalt entrinnen. "Das Überleben einer ganzen Generation von Unschuldigen steht auf dem Spiel", warnte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres.

"Die Jugend Syriens verliert ihre Heimat, ihre Familienangehörigen und ihre Zukunft." Guterres trägt als Chef des Flüchtlingshilfswerks UNHCR die Verantwortung für einen Großteil der insgesamt zwei Millionen geflohenen Syrer außerhalb ihrer Heimat.

In den Auffanglagern erlebte er Heranwachsende, die das Sprechen verlernt hatten, Heranwachsende, die Kämpfen und Töten als Normalzustand begreifen. Die Kinder des Krieges litten unter "Traumata und Depressionen".

Der Flüchtlingskommissar machte klar: Auf die geflohenen Kinder lauern in den Nachbarländern Syriens neue Gefahren - Kinderarbeit, Zwangsheirat, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel. In Flüchtlingscamps in Jordanien und im Irak mussten UN-Helfer sogar möglichen Fällen von Rekrutierungen nachgehen: Flüchtlingskinder sollten als Soldaten in die Hölle des syrischen Bürgerkriegs zurückgeschickt werden.

Selbstkritisch räumte Hochkommissar Guterres ein: Die UN-Hilfsorganisationen können einen totalen Schutz der Kinder in den Lagern und in anderen Unterkünften wie Schulen nicht bieten. "Wir tun nicht genug", sagte Guterres.

Insgesamt flüchteten laut UNHCR knapp zwei Millionen Menschen vor der Gewalt in Syrien - Männer, Frauen und Kinder. Rund 680.000 Syrer kamen im Libanon unter, rund 520.000 in Jordanien, etwa 430.000 in der Türkei, mehr als 150.000 im Irak. Gut 100.000 Syrer erreichten Ägypten.

Der im März 2011 ausgebrochene Volksaufstand gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad hat sich inzwischen zu einem der blutigsten Konflikte der vergangenen Jahre mit mehr als 100.000 Toten entwickelt - davon rund 7000 Kinder.

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