Kommentar zu Christian Lindner Zwei Fronten

Meinung | Düsseldorf · Christian Lindner muss aufpassen, sich nicht an seinen vielen Aufgaben zu zerreiben. Ein Kommentar von unserem Korrespondenten Tobias Blasius.

Die FDP sei nicht das Projekt eines Einzelnen, hat Christian Lindner den Delegierten des Landesparteitags in Neuss zugerufen. Nein, und es gehe im Doppelwahljahr 2017 auch nicht um ihn. Der Liberalen-Parteichef ist viel zu intelligent, um an den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu glauben. Die FDP ist vor allem die One-Man-Show Lindner. Mit seinem smarten Auftritt, rhetorischen Witz und dem Blick für die politische Marktlücke hat er die Freien Demokraten nach der historischen Bundestagsniederlage 2013 aufgerichtet. In seiner Heimat NRW zerpflückt keiner die maue rot-grüne Regierungsbilanz regelmäßig so virtuos wie er, weshalb ihn viele für den eigentlichen Oppositionsführer halten. Klugerweise hat Lindner schon jetzt klargestellt, dass die FDP für eine Ampel oder die Wiederwahl Hannelore Krafts zur Ministerpräsidentin nicht zur Verfügung stehen wird. So viel bündnispolitische Biegsamkeit wäre auch kaum vermittelbar gewesen.

Hauptrisiko des FDP-Wahlkampfes bleibt Lindners Doppelbewerbung als Spitzenkandidat in Land und Bund: Der Vorwurf, Nordrhein-Westfalen zur persönlichen Testwahl zu schrumpfen, wird ihm noch häufiger begegnen. Gewiss kann der FDP-Vorsitzende bei seinem Zwei-Stufen-Plan Düsseldorf-Berlin auf das historische Vorbild des Schröder-Landtagswahlkampfes 1998 („Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein“) verweisen. Doch wird der wortgewandte Lindner in den kommenden Monaten noch manches Mal erklären müssen, warum er für den Landtag kandidiert, obwohl es ihn doch eigentlich in den Bundestag zieht.

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