CSU-Führung Wiederwahl außer Plan

Berlin · CSU-Chef Horst Seehofer will seinen Rivalen Markus Söder als Nachfolger verhindern. Deshalb strebt er offenbar eine weitere Amtszeit an.

 Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (links) im Gespräch mit seinem Finanzminister Markus Söder.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (links) im Gespräch mit seinem Finanzminister Markus Söder.

Foto: dpa

Kürzlich auf dem Nockherberg. Das traditionelle Singspiel zum Politiker „Derblecken“ ist zu Gast in Seehofers Gehirn, so will es das Drehbuch. Dort tobt ein „Brain Sturm“. Die Vernunft steht dabei in einer ständigen Auseinandersetzung mit Emotion und Sentiment. Und weil es so schön passt, tritt in Seehofers Gehirn auch jemand auf, der vor Jahren nach der Duplikatsaffäre um die eigene Doktorarbeit in die USA ausgewandert ist: Karl-Theodor zu Guttenberg. Den könnte man ja, genau, gegen Markus Söder in Stellung bringen, dessen Aufstieg zum Regierungs- und Parteichef Seehofer vor seinem Rückzug aus der ersten Reihe unbedingt verhindern will – auch in der realen Politik.

Seehofers Gehirn hat jetzt nach Informationen des „Spiegel“ auch außerhalb des bayerischen Singspiels auf dem diesjährigen Nockherberg ein besonderes Szenario entwickelt. Danach plant der CSU-Vorsitzende beim nächsten Parteitag der Christsozialen Ende dieses Jahres außerplanmäßig die Wahl des Parteivorsitzenden. Seehofer war zuletzt beim CSU-Parteitag im November in München, wo er CDU-Chefin Angela Merkel wegen deren Flüchtlingspolitik auf offener Bühne düpierte, mit 87,2 Prozent wiedergewählt worden – seinem bislang schlechtesten Ergebnis.

Jetzt hat sich Seehofer angeblich ausgedacht, sich mit einer Wahl außerhalb des Turnus für weitere zwei Jahre bis 2018 den CSU-Vorsitz zu sichern und so den Aufstieg seines Finanzministers Söder zum neuen Parteichef zu verhindern. Man muss wissen: Seehofer und Söder sind sich in tiefer Parteifeindschaft verbunden. Seehofer hatte zwar angekündigt, bei der nächsten Landtagswahl 2018 nicht mehr für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren, sich aber nicht auf einen Rückzug vom Posten des CSU-Vorsitzenden festgelegt.

In einem Interview hatte er dazu gesagt: „Ich habe das große Ziel, dass wir in der CSU einen geordneten Generationenübergang hinbekommen. Aber ich wüsste auch, was ich zu tun hätte, wenn kein ordentlicher Übergang gewährleistet wäre.“ Aber Seehofer ist auch dafür berüchtigt, einmal eingenommene Positionen schnell wieder zu räumen.

Jetzt also kursiert mit seinem Plan der außerplanmäßigen Wiederwahl die nächste Variante Seehofers Zukunftsplanung für die CSU. Noch bei der CSU-Klausur in Kreuth hatte ein Seehofer-Vertrauter in kleiner Runde geheimnisvoll erzählt, man dürfe weniger in Personen denken, wenn es um die Seehofer-Nachfolge gehe, sondern sollte auf das „Verfahren“ achten. Das Verfahren könnte also die Wiederwahl außer Plan sein.

Der Nachteil: Das Gerangel um Seehofers Nachfolge fiele in die Zeit des Bundestagswahlkampfs 2017. Und Dauerrivale Söder ist in München längst bekannt für seinen Satz: „Seehofer ist Vergangenheit, Söder ist Zukunft.“ Der bayerische Finanzminister beherrscht ebenso wie der Ministerpräsident alle Finessen der psychologischen Kriegsführung. Eine Spitze gegen den ungeliebten Parteifreund jagt die andere. So wird über Söder auch erzählt, dieser verweise gerne darauf, dass er (1,94 Meter) einen Zentimeter größer als Seehofer (1,93 Meter). Bei so viel Rivalität in der CSU kommt auch der Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber ins Spiel, der eine Eskalation befürchtet. Im Zweifel könnte Söder beim nächsten CSU-Parteitag eine Kampfabstimmung ansteuern, sollte sich Seehofer tatsächlich erneut zum Parteichef wählen lassen wollen.

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