40. Interkulturelle Woche der Kirchen Wichtig ist die Integration

Mainz · "Aus der Willkommenskultur muss eine Integrationskultur werden", betonte der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos im Eröffnungsgottesdienst zur 40. Interkulturellen Woche der Kirchen, die in diesem Jahr 4500 Veranstaltungen an über 500 Orten vorsieht.

Aus dem ursprünglichen "Tag des ausländischen Mitbürgers" 1975 ist seit Anfang der 90er Jahre die Interkulturelle Woche geworden.

In den zurückliegenden vier Jahrzehnten haben die katholische, die evangelische und die orthodoxe Kirche, die inzwischen 1,5 Millionen Mitglieder zählt, große Anstrengungen unternommen, um Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Bereits 1980 erklärte der damaligen Vorbereitungsausschuss - nicht ohne Widerstand in der Bevölkerung: "Wir leben in der Bundesrepublik in einer multikulturellen Gesellschaft." Das hatte zur Folge, dass sich viele Migranten nicht länger als ausländische Mitbürger verstanden wissen wollten, sondern als gleiche Bürger auf Augenhöhe.

Deshalb wurde die ökumenische Veranstaltung in die etwas abstrakte Interkulturelle Woche umbenannt. Hunderttausende ehrenamtliche Helfer der Kirchen haben sich seitdem um die alltäglichen Sorgen der Flüchtlinge gekümmert. Von Anfang an waren selbstverständlich Muslime nie ausgeschlossen. Standen anfangs ökumenische Gemeindefeste im Mittelpunkt der Interkulturellen Woche, die die persönliche Begegnung der Fremden mit den Einheimischen fördern sollten, so ist diese Woche längst politischer geworden - ohne deshalb die ursprünglichen gemeinsamen Feste zu vernachlässigen.

Metropolit Augoustinos wies gestern im Mainzer Dom darauf hin, dass "wir orthodoxen Christen dieses Landes mehrheitlich einen Migrationshintergrund haben. Deshalb wissen wir auch um die Bedeutung der Begrüßung, aber auch der Integration in der hiesigen Gesellschaft, welche der nächste Schritt und das Ziel jeder Aufnahme neu hinzukommender Menschen hierzulande sein muss."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, dankte für die große Hilfsbereitschaft der Deutschen, "die dafür gesorgt haben, dass der Ansturm von Flüchtlingen in Deutschland bewältigt werden konnte." Zugleich machte er deutlich, dass zahlreiche Flüchtlinge "mit je ihren eigenen kulturellen und religiösen Prägungen dauerhaft bei uns bleiben werden. Das wird Schwierigkeiten mit sich bringen, nicht alles wird glatt laufen." Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), betonte in seiner Predigt: "Gerade als Christen halten wir in diesen Tagen die gottgegebene unveräußerliche Menschenwürde hoch. Sie gilt allen. Die jährliche Interkulturelle Woche leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration."

Und: "Wer sich wirklich begegnet und sich in die Augen schaut, wird feststellen, dass das fremde Gegenüber vielleicht gar nicht so fremd ist, sondern ähnliche Bedürfnisse, Sorgen und Hoffnungen hegt. Nicht selten sind durch solche Begegnungen Freundschaften fürs Leben entstanden."

Im Anschluss an den Ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom fand auf Einladung der rheinland-pfälzischen Landesregierung im Schloss der Landeshauptstadt ein Festakt statt, an dem auch Bundespräsident Joachim Gauck teilnahm.

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