Bundestagswahl 2013 Was Sie über die Wahl unbedingt wissen sollten - das Wahl-ABC

BONN · Warum gibt es die Fünf-Prozent-Hürde? Welche Parteien treten an? Was ist ein Überhangmandat? Hier gibts die Antworten:

A wie Abgeordnete

Gesetzlich hat der Bundestag (siehe unten) 598 Abgeordnete. Die Hälfte davon sind Direktkandidaten, die andere Hälfte kommt über die Landeslisten der Parteien ins Parlament. Wie groß der Bundestag tatsächlich wird, hängt von der Zahl der Überhangmandate ab. Der Durchschnittsabgeordnete der vergangenen Wahlperiode war männlich (67,2 Prozent), verheiratet (64,8 Prozent), Jurist (24,7 Prozent) und 49,3 Jahre alt. Diese und viele weitere Infos finden sich auf www.bundestag.de.

B wie Bundestag

Der Deutsche Bundestag ist die erste Kammer des Parlaments und sitzt seit 1999 in Berlin.

C wie Charisma

Das Charisma eines US-Präsidenten Barack Obama sucht man in Deutschland vergebens. Das liegt wohl zum einen daran, dass in der deutschen Demokratie die Partei immer noch eine größere Rolle spielt als die Person - schließlich wird der Kanzler nicht direkt gewählt. Außerdem wird den Deutschen eine gewisse Skepsis gegenüber großen Worten und Gesten nachgesagt.

D wie Diäten

Abgeordnete erhalten eine finanzielle Entschädigung. Die Diäten sollen Verdienstausfälle ausgleichen, die den Parlamentariern durch die Ausübung ihres Mandats entstehen, und ihre Unabhängigkeit garantieren. Über die Höhe der Bezüge entscheiden die Volksvertreter selbst, seit Januar 2013 sind es monatlich 8252 Euro brutto.

E wie Erststimme

Alle Wahlberechtigten haben zwei Stimmen. Auf der linken Spalte des Stimmzettels gibt der Wähler seine Erststimme ab. Damit wählt er einen Kandidaten aus dem Wahlkreis, in dem er wohnt - den Direktkandidaten. Wer die meisten Stimmen erhält (einfache Mehrheit) zieht in den Bundestag ein. Wähler können unter kandidatencheck.abgeordnetenwatch.de testen, mit welchem Kandidaten sie am meisten übereinstimmen.

F wie Fünf-Prozent-Hürde

Nur Parteien, die bundesweit mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erhalten, werden bei der Verteilung der Sitze berücksichtigt. Auch aufgrund der Erfahrungen des zersplitterten Parlaments in der Weimarer Republik soll die Hürde für klare Verhältnisse im Bundestag sorgen.

G wie Gewissen

Die Abgeordneten, so steht es im Grundgesetz, sind frei und nur ihrem Gewissen unterworfen. Tatsächlich gilt aber in der Regel der Fraktionszwang. Das heißt, dass die Abgeordneten sich bei Abstimmungen an die Linie ihrer Partei halten. Nur bei Entscheidungen zu ethischen Grundfragen wie Sterbehilfe oder Abtreibung wird der Zwang aufgehoben.

H wie Hochrechnung

Nach Schließung der Wahllokale gibt die Hochrechnung erste Erkenntnisse über das Wahlergebnis. Dabei werden Daten von ausgewählten Stimmbezirken herangezogen und aus ihnen auf das Gesamtergebnis geschlossen.

I wie Immunität

Die Abgeordneten genießen Immunität, was sie vor Strafverfolgung schützt. Die Polizei darf nur ermitteln und einen Parlamentarier verhaften, wenn der Bundestag die Immunität aufhebt.

J wie Jungwähler

Rund drei Millionen Deutsche dürfen sich erstmals an der Wahl beteiligen.

K wie Koalitionsoptionen

Ob es für die Verlängerung der schwarz-gelben Koalition reicht, ist noch unklar. Dass Rot-Grün die Macht übernimmt, ist sehr unwahrscheinlich. Eine mögliche Konstellation ist eine große Koalition aus Union und SPD. Die rot-rot-grüne, Jamaika- oder Ampel-Koalition wird bisher von mindestens einer der drei beteiligten Parteien kategorisch ausgeschlossen.

L wie Landesliste

Von den mindestens 598 Bundestagsmandaten werden 299 über Landeslisten vergeben, die von den Parteien eingereicht werden. Diese bestimmen die Reihenfolge, in der die Kandidaten die Bundestagssitze besetzen, die ihrer Partei in einem Bundesland zustehen.

M wie Mehrheit

"Mehrheit ist Mehrheit", sagte einst der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer, der bei seiner Wahl 1949 202 Stimmen benötigte - und dank seiner eigenen auch genau 202 erhielt. Das stimmt aber nicht ganz: Je nachdem, um was es geht, fasst der Bundestag seine Beschlüsse mit einfacher, mit absoluter oder mit Zweidrittelmehrheit.

N wie Nichtwähler

2009 blieben 18,2 von 62,2 Millionen, sprich 29,2 Prozent der Wahlberechtigten der Urne fern. Damit war die Gruppe der Nichtwähler größer als die Zahl der Unterstützer der stärksten Partei.

O wie Opposition

"Opposition ist Mist", auf diesen Nenner hat es der frühere SPD-Chef Franz Müntefering einst gebracht. Er muss es wissen: Seine SPD saß von 1949 bis 1966, von 1982 bis 1998 und sitzt wieder seit 2009 auf den Bänken der Opposition. Die nicht an der Regierung beteiligten Parteien bilden das Gegengewicht zur Mehrheit des Bundestags.

P wie Parteien

34 Parteien nehmen an der Bundestagswahl teil. In Nordrhein-Westfalen haben 22 Parteien Landeslisten und können so mit der Zweitstimme gewählt werden. Neben CDU, SPD, FDP, Grünen und Linker sind das Piraten, NPD, Republikaner, Bündnis 21/RRP, Volksabstimmung, ÖDP, MLPD, BüSo, PSG, AfD, BIG, pro Deutschland, Die Rechte, Freie Wähler, Partei der Nichtwähler, Partei der Vernunft und Die Partei.

Q wie Querdenker

Parteilinie hin oder her: Auch in der Politik gibt es hin und wieder Querdenker. Der Grüne Christian Ströbele ist so einer oder der CDU-Politiker Heiner Geißler. In ihrer Partei haben sie es allerdings schwer - und deswegen oft schlechte Karten auf einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste.

R wie Reform

Im Februar hat der Bundestag ein neues Wahlrecht verabschiedet. Demnach sollen künftig alle Überhangmandate durch Ausgleichsmandate für die anderen Fraktionen kompensiert werden. Dadurch könnte der kommende Bundestag womöglich auf bis zu 800 Parlamentarier anwachsen.

S wie Stimmensplitting

Erst- und Zweitstimme müssen nicht derselben Partei gegeben werden, sondern können auch "gesplittet" werden.

T wie Twitter

Der Mikroblogging-Dienst Twitter erfreut sich bei Abgeordneten wie Wahlkämpfern wachsender Beliebtheit. Unter dem Kürzel #btw13 wird eifrig geworben und diskutiert. Bei der Bundestagswahl 2009 wurden die ersten sehr präzisen Prognosen auf Twitter schon vor 18 Uhr veröffentlicht - Quelle unbekannt. Einen Überblick über alle "zwitschernden" Abgeordneten bietet www.bundestwitter.de.

Ü wie Überhangmandat

Überhangmandate bekommt eine Partei, wenn sie mehr Direktmandate erhält, als ihr Sitze nach dem Ergebnis der Zweitstimmen zustehen. 2009 kamen 24 Abgeordnete - allesamt CDU/CSU - so in den Bundestag.

V wie Verhältniswahl

Jede Partei bekommt so viele Sitze, wie es ihrem Anteil an gültigen Zweitstimmen entspricht. Das Verhältniswahlsystem wird in Deutschland ergänzt durch die Mehrheitswahl per Erststimme in den Wahlkreisen.

W wie Wahllokal

Von acht bis 18 Uhr sind die Wahllokale am Sonntag geöffnet. Die jeweilige Adresse befindet sich auf der Wahlbenachrichtigungskarte.

X wie der x-te Wähler

Rund 61,8 Millionen Deutsche sind wahlberechtigt.

Y wie Y-Chromosom

Noch immer dominiert das männliche Chromosom: Nur 32,8 Prozent der Abgeordneten des letzten Bundestags waren weiblich. Ob es dieses Mal anders wird? Von 4451 Wahlbewerbern 2013 sind lediglich 25,8 Prozent weiblich.

Z wie Zweitstimme

Die Zweitstimme für die Landeslisten der Parteien kann rechts auf dem Stimmzettel abgegeben werden. Sie entscheidet über die Verhältnisse im Bundestag.

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