Kommentar zur Bundeswehr Von gestern

Meinung | Berlin · Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die die Truppe verstärkt nach modernen Managementregeln führen und entsprechend auch die Beschaffung milliardenteurer Großprojekte danach steuern will, muss durchgreifen.

 Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Foto: dpa

Jetzt hat auch Ursula von der Leyen ihren ersten echten Skandal bei der Truppe auf dem Tisch. Bislang war sie auf dem Schleuderstuhl der Verteidigungsministerin von den unliebsamen Überraschungen in einem komplizierten Ministerium verschont geblieben. Nun muss von der Leyen, die die Truppe verstärkt nach modernen Managementregeln führen und entsprechend auch die Beschaffung milliardenteurer Großprojekte danach steuern will, durchgreifen.

Als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt kann sie die Gewaltexzesse, Erniedrigungen und abstoßenden Aufnahmerituale nicht nur nicht dulden. Sie muss das schlechte Beispiel nehmen, um auch Eliteeinheiten klar zu machen, dass ekelerregende Rituale vor allem mit einem nichts zu tun haben: mit Elite.

Von der Leyen hat bald nach ihrem Amtsantritt erklärt, sie wolle die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland machen. Das ist schön gesprochen, geht aber an einigen Standorten meilenweit an der Wirklichkeit vorbei. Die Ministerin muss, soll der Anspruch einer modernen Armee und das Loblied auf die Innere Führung nicht nur für Sonntagsreden gelten, einen harten Schnitt setzen.

Wenn sie nun in Berlin einen Workshop über sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr eröffnet, sind klare Worte der Befehlshaberin nötig. Die Bundeswehr hat immer wieder ihre Skandale: Posieren mit Totenschädeln in Afghanistan oder der Verzehr roher Schweineleber. Derartiges ist nicht besonders männlich, sondern von gestern. Tolle Truppe geht anders.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Das deutsche Team wird bei der
Bekenntnis zur Truppe
Kommentar zum VeteranentagBekenntnis zur Truppe
Nicht ohne Nachteil
Kommentar zur Wahlrechtsreform Nicht ohne Nachteil
Aus dem Ressort