Alternde Gesellschaft Studie: Pflegebeitrag muss weiter steigen

Berlin · Immer mehr Pflegebedürftige lassen den Bedarf an motivierten Pflegekräften weiter steigen. Eine neue Erhebung zeigt: Die Versicherten müssen dafür künftig wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen.

 Ein Altenpfleger hält die Hand einer pflegebedürftigen Frau.

Ein Altenpfleger hält die Hand einer pflegebedürftigen Frau.

Foto: Sebastian Kahnert

Angesichts immer zahlreicherer Pflegebedürftiger muss der Beitragssatz der Pflegeversicherung einer neuen Studie zufolge bis zum Jahr 2045 von 3,05 auf 4,25 Prozent steigen.

Das wären für ein heutiges Durchschnittseinkommen fast 550 Euro mehr im Jahr, wie die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh mitteilte. Eingerechnet dabei ist, dass es mehr Pflegekräfte geben soll und diese auch besser als heute bezahlt werden sollen.

Bereits Anfang 2019 war der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,5 Prozentpunkte angehoben worden. Bis 2022 dürfte das Geld somit auch reichen. Doch ab 2025 wachsen die Ausgaben laut der Prognos-Erhebung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung weiter, ohne dass die Einnahmen entsprechend in die Höhe gehen.

In ihrer Analyse gehen die Forscher davon aus, dass bis zum Jahr 2045 fünf Millionen Menschen in Deutschland Pflege benötigen werden. Im Jahr 2017 waren es 3,3 Millionen Hilfsbedürftige. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuerst über die Studie berichtet.

Studienleiter Stefan Etgeton sagte laut einer Mitteilung: "Zur nachhaltigen Sicherung der Pflege bedarf es zusätzlicher Maßnahmen." Er habe vor allem die Sorge, "dass die für die Versorgung in der Altenpflege benötigten Fachkräfte nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen". Neben besserer Bezahlung und Personalausstattung gehe es den in der Pflege Beschäftigten vor allem um arbeitnehmerfreundlichere Arbeitsbedingungen, den Ausbau und die Anerkennung ihrer Kompetenzen und selbstbestimmtes Arbeiten.

Derzeit ist die Stimmung in der Pflegebranche einer anderen Erhebung zufolge schlecht. In einer Repräsentativumfrage unter Pflegekräften, Ärzten, Pflegebedürftigen, Angehörigen sowie Vertretern von Kassen und Verbänden beurteilten demnach 29 Prozent der Befragten die Qualität der Pflege nur als "mangelhaft". Es handelt sich um den am Mittwoch in Berlin präsentierten "Care-Klima-Index" im Auftrag des Deutschen Pflegetags. In einer entsprechenden Umfrage vom Vorjahr waren dies fünf Prozentpunkte weniger.

28 Prozent schätzen die Patientensicherheit als "niedrig" ein. 2017 betrug der Anteil noch 26 Prozent. Die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte beurteilten 60 Prozent der Befragten als "schlecht". Das ist ein Zuwachs um immerhin neun Prozentpunkte.

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