Interview mit Armin Laschet "Stimmung auf Regionalkonferenzen ist unterschiedlich"

Düsseldorf · Ein CDU-Vorsitzender habe einen natürlichen Anspruch, dass er Kanzler werden kann, sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Und er wünscht sich, dass alle drei Kandidaten für den Parteivorsitz unabhängig vom Wahlausgang in der Politik bleiben.

 NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Foto: dpa

Rechnen Sie damit, dass der nächste CDU-Parteichef aus Nordrhein-Westfalen kommt?

Armin Laschet: Diese Prognose traue ich mir heute nicht zu. Die Stimmung auf den Regionalkonferenzen ist unterschiedlich. Man kann auch eine Prognose nicht nach dem Applaus für die Kandidaten stellen. Die Delegierten beim Parteitag treffen ihre eigenen Entscheidungen.

Welche Stärken und Schwächen sehen Sie bei den Kandidaten?

Laschet: Alle drei Kandidaten haben eigene Stärken und ein eigenes Profil. Ich bewerte sie nicht öffentlich und werde auch für niemanden hier Partei ergreifen. Wichtig ist, dass das, was alle drei verkörpern, für die CDU erhalten bleibt.

Wie soll das gelingen?

Laschet: Wir erleben jetzt diesen tollen Wettbewerb mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Aber die Volkspartei CDU braucht eigentlich alle drei Charaktere, um ihre Breite darzustellen. Das ist meine Grundbotschaft.

Sie wünschen sich also, dass sowohl Friedrich Merz wie auch Annegret Kramp-Karrenbauer in einer führenden öffentlichen Position der CDU erhalten bleiben?

Laschet: Ich wünsche mir, dass alle drei – so wie sie jetzt auf den Regionalkonferenzen sichtbar sind – auch in Zukunft für die CDU sichtbar bleiben. Das wären sie nicht mehr, wenn sie die Politik verlassen würden.

Ist der oder die neue CDU-Vorsitzende auch automatisch der nächste Kanzlerkandidat?

Laschet: Die drei sagen übereinstimmend, dass diese Frage jetzt nicht ansteht.

Das erste Zugriffsrecht hat der CDU-Chef aber schon, oder?

Laschet: Ein CDU-Vorsitzender hat einen natürlichen Anspruch, dass er Kanzler werden kann. Wenn die Frage ansteht, werden wir sie gemeinsam erörtern.

Besteht die Gefahr, dass die CDU nach der Vorsitzendenwahl auf dem Bundesparteitag am 7. Dezember in Hamburg eine gespaltene Partei ist?

Laschet: Nein, ich sehe das nicht. Wir müssen auch alles dafür tun, dass eine solche Gefahr nicht droht. Alle Kandidaten stehen auch für die grundsätzlichen Werte unserer Politik ein, die Unterschiede sind da gar nicht so groß. Grundlage der Politik in Berlin bis zum Ende der Legislaturperiode ist ohnehin der Koalitionsvertrag.

Muss die CDU-Basis bei Entscheidungen künftig noch stärker einbezogen werden?

Hat Herr Merz Recht, wenn er sagt, die CDU habe dem Aufstieg der AfD achselzuckend zugesehen?

Laschet: Das sehe ich anders. Nehmen Sie die Landtagswahlen 2017 im Saarland, Schleswig-Holstein und bei uns in Nordrhein-Westfalen. Da haben wir einen klaren Wahlkampf geführt, der sich auch mit der AfD auseinandergesetzt und zugleich die Lösung der konkreten Probleme der Menschen in den Vordergrund gerückt hat. Und was war das Ergebnis? Die AfD lag recht knapp über der Fünf-Prozent-Hürde bei 6, 7 Prozent, in allen drei Ländern. Ich habe schon immer zu denen gehört, die auch öffentlich mit der AfD die Auseinandersetzung gesucht haben.

Mit Blick auf den aktuellen Kandidatenwettbewerb – sind Sie froh, dass Sie nicht kandidieren?

Laschet: Wenn ich die zeitliche und die kräftemäßige Beanspruchung der Kandidaten sehe und zugleich sehe, was in Nordrhein-Westfalen alles entschieden wird, zeigt sich, dass meine Entscheidung richtig war, nicht den Spagat zwischen NRW-Ministerpräsident und Parteivorsitzendem zu machen. In der Konstellation, dass der Parteivorsitz und die Kanzlerschaft nicht miteinander verbunden sind, wäre das als Regierungschef aus Nordrhein-Westfalen kaum zu vereinbaren.

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