Repräsentative Umfrage Die Deutschen zahlen gerne Steuern

Berlin. · Eine repräsentative Umfrage zeigt: Der Staat soll Bürger absichern, auch wenn dies mit höheren Steuern verbunden wäre.

 82 Prozent der Bürger halten es für grundsätzlich richtig, dass der Staat alle Bürger an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt.

82 Prozent der Bürger halten es für grundsätzlich richtig, dass der Staat alle Bürger an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt.

Foto: grafik/Jens Kalaene

Die Einstellung der Deutschen zu Steuern und zum Steuersystem ist nach einer repräsentativen Umfrage deutlich positiver als allgemein angenommen: Drei Viertel oder 76 Prozent der Bürger geben in der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag des Bundesfinanzministeriums an, persönlich gern Steuern zu zahlen und damit einen Beitrag zum Gemeinwesen zu leisten. 82 Prozent halten es für grundsätzlich richtig, dass der Staat alle Bürger an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt. Und die breite Mehrheit von 87 Prozent befürwortet die einkommensabhängige Steuerprogression, die Besserverdienende proportional stärker belastet als Geringverdiener. Allerdings ist auch eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Befragten der Meinung, sie müssten persönlich zu viel Steuern und Abgaben zahlen. Nur vier von zehn Befragten (43 Prozent) halten ihre Steuerbelastung für angemessen.

 Das SPD-geführte Finanzministerium ließ die Umfrage bei 2500 repräsentativ ausgewählten Erwachsenen im vergangenen Jahr durchführen, um mehr über die Wahrnehmung von steuer- und finanzpolitischen Vorhaben zu erfahren. Minister Olaf Scholz (SPD) dürfte sich durch die Umfrageergebnisse im Wesentlichen bestätigt sehen. Denn zentrale Umfrageergebnisse, die an diesem Donnerstag veröffentlicht werden, stützen viele bekannte SPD-Positionen. Forderungen nach allgemeinen Steuerentlastungen, Schuldenabbau oder höheren Rüstungsausgaben, wie sie von der Union oder der FDP zu hören sind, finden dagegen nicht die Unterstützung der Mehrheit.

 Acht von zehn Befragten (82 Prozent) sind in der Umfrage von Kantar Public der Auffassung, dass es keine Steuergerechtigkeit gebe, „weil die Reichen doch immer einen Weg finden, um weniger Steuern zu zahlen als sie müssten“. Sechs von zehn Befragten meinen überdies, die Steuermittel kämen stärker Unternehmen als der Bevölkerung zugute. Steuerhinterziehung müsse hart bestraft, findet die überwältigende Mehrheit der Bürger – egal, ob es sich dabei um Unternehmen (97 Prozent) oder Privatpersonen (92 Prozent) handelt.

Allerdings sind nur 38 Prozent der Befragten der Meinung, dass Steuergeld im Allgemeinen sinnvoll verwendet wird. Etwa drei Viertel meinen, es sei schwer nachvollziehbar, wofür die Steuern überhaupt verwendet würden.

Wunsch nach mehr Investitionen  in Bildung und Erziehung

Wenn sie selbst entscheiden könnten, würden die Bürger diese Prioritäten setzen: Auf Platz eins der wichtigsten finanzpolitischen Handlungsfelder rangieren mit 90 Prozent Zustimmung mehr Investitionen in Bildung und Erziehung. Auf Platz zwei folgen mit 87 Prozent Mehrausgaben für die Pflege. Investitionen in mehr bezahlbaren Wohnraum nennen 80 Prozent der Befragten. Dagegen rangiert der Schuldenabbau auf dem vorletzten Platz (23 Prozent) und Ausgaben für Rüstung und Verteidigung mit nur acht Prozent Unterstützung sogar auf dem letzten Platz der Skala. Die Befragten sollten jeweils vier finanzpolitische Ziele nennen und diese dann nach ihrer Wichtigkeit einordnen. Eine breite Mehrheit von 77 Prozent ist der Meinung, der Staat solle für gute Lebensbedingungen sorgen und seine Bürger absichern, „auch wenn dies mit höheren Steuern verbunden ist“.

Dagegen plädiert nur eine Minderheit von 20 Prozent für weniger Steuern, selbst wenn dies weniger staatlichen Leistungen bedeutete. 57 Prozent der Bürger sind der Meinung, der Staat solle regulierend in die Wirtschaft eingreifen, damit es gerechter zugeht. 58 Prozent wollen mehr Investitionen in Wohlstand, auch wenn dafür neue Schulden aufgenommen werden müssten.

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