Tod von Philipp Mißfelder Sprachrohr der jungen Konservativen

BERLIN · "Wir sind bestürzt, fassungslos und traurig." Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) musste am Montag mitteilen, was viele Abgeordnete und politische Weggefährten nicht glauben konnten: Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, war in der Nacht auf Montag gestorben - im Alter von nur 35 Jahren an einer Lungenembolie. Der Schatzmeister der NRW-CDU hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

 Vom Rentnerschreck zum Hoffnungsträger der CDU: Philipp Mißfelder war zwölf Jahre Vorsitzender der Jungen Union.

Vom Rentnerschreck zum Hoffnungsträger der CDU: Philipp Mißfelder war zwölf Jahre Vorsitzender der Jungen Union.

Foto: dpa

Mißfelder, Sohn eines Stahlarbeiters aus Gelsenkirchen, war seit 2005 Mitglied des Bundestages und seit 2009 außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Bis 2014 hatte er zwölf Jahre die Junge Union (JU) geführt, an deren Spitze er im Oktober 2002 als Nachfolger von Hildegard Müller im Alter von nur 23 Jahren gewählt wurde - als bis dato jüngster JU-Bundesvorsitzender. Mißfelder hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ganz besonders die Politik des früheren Bundeskanzlers und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl gewesen war, die ihn in die Politik und in die CDU geführt hatte.

Der gut zwei Meter große Politiker machte sich schnell als Sprachrohr einer konsequent konservativen jungen Garde in der Union einen Namen, als er das Thema der Generationengerechtigkeit stark zuspitzte. Jeder seiner Generation müsse binnen weniger Jahre "zwei Rentner finanzieren", agitierte Mißfelder und bezichtigte die damals regierenden Politiker auch noch des "Generationenverrats". Für massiven Unmut sorgte seine Aussage, wonach vor dem Hintergrund eines drohenden Zusammenbruchs der Sozialsysteme unverständlich sei, "wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft" bekämen.

Früher seien "die Leute auch auf Krücken gelaufen". In der Folge des bundesweiten Protests auf seine Äußerungen schwächte Mißfelder seine Position ab und stellte sich seinerzeit bei Auftritten gelegentlich selbstironisch mit der Einführung vor: "Guten Tag, ich bin der mit der Hüfte." Nach drei Jahren als JU-Bundesvorsitzender bescheinigte ihm das "Handelsblatt", Mißfelder habe die Nachwuchsorganisation reformiert und sich "vom Rentnerschreck zum Hoffnungsträger" entwickelt.

Nach der vorgezogenen Bundestagswahl im September 2005 zog Mißfelder erstmals als Abgeordneter seines Wahlkreises Recklinghausen/ Castrop-Rauxel/ Waltrop in den Bundestag ein. Bei seinem weiter bevorzugten Thema, der Reform der sozialen Sicherungssysteme, lehnte er im Februar 2007 - zusammen mit 22 weiteren CDU-Abgeordneten - die seinerzeit verabschiedete, aber eben auch umstrittene Gesundheitsreform ab. Die Reform sei nicht nachhaltig und nicht demografiefest. Zugleich plädierte er für eine weitere Anhebung des bereits auf 67 Jahre festgesetzten Renteneintrittsalters.

Ende 2008 wählte eine große Mehrheit des CDU-Bundesparteitages Mißfelder erstmals ins Präsidium der Partei. Zugleich übernahm er mit dem Vorsitzenden der Senioren-Union, Otto Wulff, den Initiativkreis "Zusammenhalt der Generationen".

Nach der Bundestagswahl 2009 wählten die Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion den Geschichtswissenschaftler zu ihrem neuen außenpolitischen Sprecher. Auch in der CDU und in der Unionsfraktion stieß Mißfelders Teilnahme an der Geburtstagsfeier für den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im April 2014 in Sankt Petersburg auf Unverständnis. Gerade Mißfelders Zusammentreffen mit Putin sorgte vor dem Hintergrund der russischen Aggression im Osten der Ukraine für kritische Stimmen in der Unionsfraktion. Es galt als Knick in der hoffnungsvollen Polit-Karriere.

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