SPD-Fraktion fordert Statistik zu Messerattacken in NRW

Düsseldorf · Subjektiver Eindruck oder Realität? Vor allem bei Streit unter Jugendlichen scheint immer öfter das Messer gezückt zu werden. Die SPD-Fraktion und die Gewerkschaft der Polizei fordern nun belastbare Zahlen.

Die SPD-Landtagsfraktion und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordern die Aufnahme von Angriffen mit Stichwaffen in die Kriminalstatistik. In Polizeikreisen und in der Öffentlichkeit herrsche der Eindruck, dass vor allem jugendliche Täter immer öfter das Messer zückten, sagte der innenpolitische Fraktionssprecher Hartmut Ganzke am Donnerstag in Düsseldorf. Bisher würden nur Stichwaffen-Attacken auf Polizisten statistisch erfasst, nicht aber auf andere Personen. Auch bundesweit gebe es keine Statistiken für diesen Bereich.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nannte den Vorstoß in der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) "eigentlich überflüssig". Das Landeskriminalamt sei bereits nach der Messerattacke von Lünen am 23. Januar damit beauftragt worden, die Aufnahme von Angriffen mit Stichwaffen in die Polizeiliche Kriminalstatistik zu prüfen. Dabei solle auch differenziert werden, um welche Art von Stichwaffe es sich handele.

Die SPD-Fraktion hat nach eigenen Angaben in einer eigenen Auswertung von Polizei-Pressemitteilungen für Nordrhein-Westfalen herausgefunden, dass es allein von September 2017 bis Anfang März dieses Jahres 2075 Angriffe in NRW gegeben habe, davon gut 570 mit Stichwaffen. Den Spitzenplatz mit 44 Messerattacken nehme Duisburg ein, gefolgt von Köln (39), Essen (34) und Bonn (33). Laut Ganzke wäre es technisch kein Problem, die Stichwaffen-Angriffe in der Kriminalstatistik gesondert auszuweisen.

Angriffe mit Stichwaffen seien "brutal gefährlich" und hätten oft einen tödlichen Ausgang, sagte SPD-Fraktionsvize Thomas Kutschaty. "Man kann sie überall kaufen und fühlt sich vermeintlich sicherer damit."

Wenn es belastbare Zahlen gebe, könne auch bei der Ausbildung junger Polizisten ein Schwerpunkt auf Messerangriffe gelegt und die Ausrüstung verbessert werden, sagte Ganzke. Auch müssten Konzepte erarbeitet werden, Messerattacken entgegenzuwirken.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einer zunehmenden Verbreitung von Messern bei Heranwachsenden. "Die Jugendlichen übersehen dabei, dass sich aus dem Einsatz eines Messers in Sekundenbruchteilen eine lebensgefährliche Situation ergeben kann", sagte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert. "Nur wenn wir die Dimension dieses neuen, gefährlichen Trends genau kennen, sind wir in der Lage, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen."

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