Sozialverbände beklagen falschen Umgang mit Kinderarmut

Düsseldorf · Armut wird in Deutschland oft von Generation zu Generation vererbt. Laut einer Studie können Kinder diesem Schicksal kaum entkommen. Sozialexperten beklagen, dass die Politik in NRW dagegen viel zu wenig unternehme.

Sozialverbände beklagen fehlende Fortschritte beim Kampf gegen Kinderarmut in Nordrhein-Westfalen. "Es ändert sich seit Jahren nichts", sagt Martin Debener, Experte für Armut und Grundsicherung des Paritätischen Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen. Die Bertelsmann-Stiftung hat am Montag eine Studie veröffentlich, der zufolge mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland konstant über mehrere Jahre in armen Verhältnissen lebt.

Die Zahlen der Studie decken sich mit den Werten im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Laut Sozialbericht 2016 des Landes leben überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche in einkommensarmen Haushalten. Die Armutsrisikoquote von Minderjährigen lag demnach 2014 in NRW bei 21,9 Prozent.

Handlungsbedarf gebe es in vielen Bereichen, sagt Debener. Beispiel Bildung: "Jede Kommune wurschtelt beim Thema Bildungs- und Teilhabepaket der Kinder vor sich hin. Wie bei den Musikschulen. Was nützt es Kindern, wenn es die nächste Musikschule erst in der nächsten Kreisstadt gibt und die Fahrtkosten nicht übernommen werden? Dann wird das Recht zwar auf dem Papier erfüllt, aber nicht in der Praxis."

Oder teure Schulbücher: "In der Schule gibt es quasi keine Lehrmittelfreiheit, obwohl diese in der Landesverfassung NRW steht", klagt der Experte. "Deshalb fordern wir ein Bündnis für Kindergrundsicherung."

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