Leben im Alter Senioren fordern eigene Ämter

Düsseldorf · Ältere Menschen fühlen sich häufig diskriminiert. Ihnen fehlt die Lobby. Das soll sich künftig ändern.

Die Senioren beklagen die Altersdiskrimierung in der Gesellschaft und fordern eigene Seniorenämter in den Kommunen. „Alte haben keine Lobby. In allen Kommunen gibt es Jugendämter, doch für Senioren in Not gibt es keine Anlaufstellen“, sagte der NRW-Vorsitzende der Senioren-Union, Leonhard Kuckart, dieser Zeitung. „Ältere und kranke Menschen brauchen aber zentrale Hilfestellen.“ Deshalb müssten Kommunen ähnliche Wege für Alte gehen wie in der Jugendarbeit.

Süddeutsche Städte wie Nürnberg haben Seniorenämter eingerichtet, damit Ältere nicht von einer Behörde zur nächsten laufen müssen. „Der Wert des Menschen darf nicht vom Nutzwert abhängen“, sagte Kuckart mit Blick auf die bundesweit vier Millionen über 80-Jährigen.

Alte Menschen in Windeln müssten genauso beachtet werden wie Kleinkinder in Windeln. In einem Antrag für den CDU-Landesparteitag im Juni in Aachen verlangen die Senioren eine Änderung der Gemeindeordnung in NRW.

Daneben sprechen sich die Senioren – analog zum Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz – für den Rechtsanspruch auf einen Seniorentagesplatz aus. Der würde helfen, Familien vorübergehend bei der Pflege in den eigenen vier Wänden zu entlasten. „Der Aufenthalt in Altersheimen ist erheblich teurer für den Steuerzahler als Seniorentagesplätze“, heißt es im Antrag. Daneben halten die Senioren feste Altersgrenzen in Beruf und Gesellschaft für „überholt“ und verlangen ein Verbot der Diskriminierung im Grundgesetz. Ausschlaggebend müsse die Leistungsbereitschaft sein, nicht das Alter.

Die Deutsche Seniorenliga nennt Beispiele für Diskriminierungen: 50-jährige Informatiker werden oft nicht mehr eingestellt, obwohl sie hoch qualifiziert sind. Krankenkassen verweigern Senioren vielfach Heilbehandlungen. Banken sind zurückhaltend bei Krediten für Alte. Versicherungen nehmen von Senioren höhere Beiträge. Die Stadtplanung nimmt zu wenig Rücksicht auf Bedürfnisse der Alten.

Kuckart kritisierte die Altersdiskriminierung bei Stellenausschreibungen und forderte die Bundesanstalt für Arbeit auf, auch ein freiwilliges „Weiterarbeiten“ nach dem Eintritt in die Rente zu organisieren. Die Gesellschaft müsse sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie den Wert der alten Menschen besser anerkenne, sagte Kuckart.

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