Kommentar zu Inlandsflügen der Regierung Schwierige Debatte

Meinung | Bonn · Einmal Bonn-Berlin und zurück: Mitarbeiter der Bundesministerien müssen diese Strecke häufig zurücklegen - und steigen dafür oft ins Flugzeug. Das emotional stark aufgeladene Thema koppelt sich an die Bonn-Berlin-Thematik, kommentiert Helge Matthiesen.

Flughafen Köln/Bonn: Bei den Tarifgesprächen geht es um 700 Mitarbeiter.

Flughafen Köln/Bonn: Bei den Tarifgesprächen geht es um 700 Mitarbeiter.

Foto: picture alliance/dpa

Die frisch entfachte Debatte um den Klimaschutz bringt Bonn als Standort von Bundesministerien unter Druck. Denn viele Inlandsflüge der Bundesregierung lassen sich auf die doppelten Dienstsitze der Ministerien zurückführen. Vermutlich ist die Zahl dieser Reisen gar nicht unverhältnismäßig groß. Aber hier droht ein Angriff, der nicht so leicht abzuweisen ist. Das emotional stark aufgeladene Thema Inlandsflüge koppelt sich an die Bonn-Berlin-Thematik.

Wer weiß, wie eine künftige Bundesregierung womöglich mit Beteiligung der Grünen sich positioniert? Aus der immer fortgeschriebenen Formel im Koalitionsvertrag, man halte am geteilten Regierungssitz fest, lässt sich leicht ein neuer Satz machen: Aus Gründen des Klimaschutzes strebe man die Verlegung aller Ministerien nach Berlin an. So weit so schlecht für die Region.

Nun sind die Alternativen auch nicht sehr viel besser. Mehr Bundesbehörden in ostdeutschen Kohlerevieren würde vielleicht die Zahl der Flüge nach Berlin reduzieren. Aber Standorte abseits der Metropolen fördern die Reisetätigkeit vermutlich noch. Wer die Kosten des BND-Umzuges überschlägt, bekommt außerdem ein Gefühl, dass so eine Verlagerung von Arbeitsplätzen aus dem Rheinland nach Berlin im zweistelligen Milliardenbereich kosten dürfte. Eine ohnehin mit sich selbst überforderte Hauptstadt müsste weitere Lasten schultern.

Als ersten Schritt gegen ein Übermaß an Flügen, braucht es daher eine Alternative am Boden. Bonn braucht wieder einen direkten, regelmäßigen und schnellen ICE-Anschluss in Richtung Berlin. Mehr Videokonferenzen, bessere Chat-Dienste und interne Vernetzungen helfen, den Aufwand zu reduzieren. Das ist am Ende effektiver, als das Kind gleich mit dem Bade auszuschütten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort