Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland Rheinische Kirche baut für schlechtere Zeiten vor

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Nicht wenige katholische, aber auch evangelische Christen reiben sich verwundert die Augen: Erst vor 40 Jahren - im Januar 1975 - wurde die volle Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Pfarramt von der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland beschlossen - inzwischen ist schon ein Drittel der gegenwärtig 1800 Pfarrstellen in der zweitgrößten Landeskirche mit Frauen besetzt.

 Manfred Rekowski

Manfred Rekowski

Foto: Martin Gausmann

Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie die Mehrheit haben. Denn 60 Prozent der Theologen in Vikariat und Probedienst sind inzwischen Frauen. Aus diesem Anlass wird heute im Rahmen der Landessynode die Ausstellung "Pionierinnen im Pfarramt - 40 Jahre Gleichberechtigung" eröffnet.

Außerdem wird die Entscheidung über die mit Spannung erwarteten strukturellen Sparmaßnahmen im landeskirchlichen Haushalt in Höhe von über elf Millionen Euro (weitere acht Millionen Euro waren bereits im vergangenen Jahr eingespart worden) fallen. Mit großen Überraschungen ist nicht mehr zu rechnen, wie aus den entsprechenden Arbeitsgruppen, die hinter verschlossenen Türen getagt haben, verlautet.

So wird die Evangelische Akademie von Bad Godesberg nach Düsseldorf verlagert, werden die kirchlichen Tagungshäuser in Bad Godesberg und in Düsseldorf aufgegeben, müssen die kirchlichen Studierendenheime künftig kostendeckend arbeiten, wird es Veränderungen bei den kirchlichen Schulen geben - mit Ausnahme des Bad Godesberger Amos-Comenius-Gymnasiums. Einige Sparmaßnahmen werden erst 2016 endgültig beschlossen. Präses Manfred Rekowski: "Durch die Sparmaßnahmen wird die Kirche nicht zu einem Trümmerhaufen, sondern sie wird so verändert, dass sie unter veränderten Rahmenbedingungen leben und arbeiten kann."

Für Oberkirchenrat Bernd Baucks, den "Finanzminister" der Landeskirche, ist nicht auf Dauer mit dem gegenwärtigen Hoch bei den Kirchensteuereinnahmen zu rechnen. Man baue in Zeiten hoher Einnahmen auf der landeskirchlichen Ebene für schlechtere Zeiten vor. Die getroffenen Sparmaßnahmen greifen erst ab 2018. Wie vielen kirchlichen Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden muss, steht noch nicht fest.

Bis zum Freitag werden noch kontroverse Diskussionen über die Erhöhung der Umlagen für die Versorgungs- und Beihilfekasse für die Pfarrer und Kirchenbeamten erwartet. Diese soll um zwei auf 25 Prozent der Kirchensteuereinnahmen erhöht werden, die nicht anderweitig verteilt werden müssen (wie Gehälter der Pfarrer und Kirchenbeamten, die Umlagen für die Evangelische Kirche in Deutschland und die einprozentige Umlage für die kirchliche Entwicklungshilfe).

2016 soll nach dem Willen der Landessynode die Kirchenleitung Vorschläge vorlegen, wie die rheinische Kirche im Jahr 2030 aussehen wird. Dann wird nur noch mit 1000 hauptamtlichen Pfarrerinnen und Pfarrern (gegenwärtig 2000) bei einer noch unbestimmten Anzahl von Kirchengemeinden (derzeit 731) gerechnet. Um dem drohenden Pfarrermangel zu begegnen, sollen umfangreiche Werbemaßnahmen unter der jungen Generation gestartet werden. Auch denkt man an neue Formen der Gemeindestrukturen. So soll es künftig neben der traditionellen Kirchengemeinde auch übergemeindliche Personal- und Citykirchen-Gemeinden geben.

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