Beuel Restaurant "Zur Rheinbrücke" bietet Pferdefleisch an

BONN · Dass Pferdefleisch im Rheinland seit jeher auf der Speisekarte steht, gerät im aktuellen Skandal um falsch deklarierte Tiefkühlgerichte in den Hintergrund. Manche Schlagzeilen erwecken den Eindruck, der Genuss von Pferdefleisch könne schädlich sein. Dabei schätzen Liebhaber das magere Fleisch auch, weil es als besonders cholesterinarm gilt. In Bonn wird man auf der Suche nach Pferdefleisch allerdings nur vereinzelt fündig.

"In Bonn haben wir quasi ein Monopol", sagt Werner Kaschke, Geschäftsführer des Restaurants "Zur Rheinbrücke" in Beuel. Dort gibt es neben Schweineschnitzel und Tafelspitz vom Rind das ganze Jahr über Rheinischen Sauerbraten (siehe Infokasten) vom Pferd.

Saisonal gibt es diesen auch im Gasthaus Nolden. Zur Endenicher Kirmes würden rund 300 Portionen verkauft, sagte Geschäftsführerin Sabine Nehrkorn. Zu anderen Zeiten aber sei das Interesse zu gering.

Darüber kann sich Werner Kaschke nicht beklagen. Er habe sich aus Tradition dem Pferdefleisch verschrieben. Schon seine Eltern seien die einzigen gewesen, die es in Bonn auf der Speisekarte hatten. "Grundsätzlich kann man alles, was man vom Rind kennt, auch vom Pferd essen", sagt er.

Wer vorbestellt, könne auch Steak, Filet oder Gulasch serviert bekommen. Die Nachfrage sei gut, bis nach Osnabrück habe er einmal 25 Portionen geliefert. Trotzdem könne er verstehen, dass es bei vielen durchaus eine Hemmschwelle gegenüber Pferdefleisch gebe. "Das Pferd zählt zu den besten Freunden des Menschen." Daher gebe es praktisch kein Pferd, das für die Schlachtung gezüchtet werde.

"Letztlich entscheiden die Besitzer, ob ein Pferd eingeschläfert oder geschlachtet wird", bestätigt Willi Nußbaum, der mit seiner Frau Petra seit mehr als 25 Jahren die Ross-Schlachterei in Rheinbach betreibt. Er beliefert nicht nur Werner Kaschke, sondern ist auch auf den Wochenmärkten in Brühl und Köln vertreten.

"Zu uns kommen viele Herzpatienten, die wegen des niedrigen Cholesteringehalts auf Pferdefleisch umgestiegen sind", erzählt Petra Nußbaum. Insbesondere im Raum Köln sei die Nachfrage "aus Tradition" gut, aber auch Bonner Kunden kämen nach Rheinbach oder auf den Markt in Brühl.

Der Fleischskandal habe bislang noch keine Auswirkungen auf ihr Geschäft gehabt. Die Reaktionen der Kunden seien überall die gleichen. "Die meisten schütteln den Kopf über so viel Hysterie", so Willi Nußbaum. Das Pferdefleisch gerate ungerechtfertigt in Negativschlagzeilen, der Skandal sei die falsche Kennzeichnung. "Wir hingegen kennen unsere Lieferanten." Sie bezögen das Fleisch für ihre Produkte, zu denen verschiedene Wurstwaren und Braten gehören, aus der Region.

Die Qualität des Pferdefleisches genüge dabei höchstens Standards, bestätigt Adalbert Wolf, Obermeister der Fleischerinnung Bonn/Rhein-Sieg. "Pferdefleisch ist überhaupt nicht gefährlich", die Kontrollen seien die gleichen wie bei Rind- oder Schweinefleisch.

Zudem sei Pferdefleisch in der Regel ein regionales Produkt, erfülle so auch ökologische Ansprüche. "Immer wenn kurze Vertriebswege eingehalten werden, ist das auch gut für den Verbraucher", sagt Wolf.

Kleine Betriebe unterlägen anspruchsvollen Kontrollen und man könne immer genau nachvollziehen, woher das Fleisch komme. Allerdings werde Pferdefleisch in den Mitgliedsbetrieben der Fleischerinnung wegen mangelnden Kundeninteresses praktisch nicht angeboten.

"Wir legen hohen Wert auf die Frische unserer Produkte", so Wolf, und die lasse sich eben nur bei entsprechender Nachfrage garantieren. Diese sei nur zu generieren, wenn man sich auf Pferdefleisch spezialisiere.

Rezept: Rheinischer SauerbratenDas Rezept von Michael Schreiber, Koch im Restaurant "Zur Rheinbrücke" für vier Personen:

  • Zutaten: 1 KG Pferdehüfte, ¼ Knollensellerie, 2 Möhren, 1 Stange Lauch, 1 Zwiebel, ca. 20 Wacholderbeeren, 5 Nelken, 1 EL Senfkörner, Essig, 500 g Rübenkraut, 1 Scheibe Schwarzbrot, 250 g Rosinen, Salz, Pfeffer, Zucker.
  • Marinade: Sellerie, Möhren, Lauch, Zwiebel fein würfeln und mit Wacholderbeeren, Nelken und Senfkörnern auf das Fleisch legen. Soviel Essig angießen, bis das Fleisch bedeckt ist. Den Sauerbraten so ein bis zwei Wochen marinieren.
  • Zubereitung: Das Fleisch abtupfen und in einer heißen Pfanne kurz anbraten. Dann in einem Topf wieder mit Essig, Gemüse und Gewürzen bedecken. Dazu Rübenkraut und Schwarzbrot geben, eventuell etwas Wasser nachgießen, bis der Braten komplett bedeckt ist. Rund 2 Stunden bei mittlerer Hitze ziehen lassen. Das Fleisch ist gar, wenn es von der Gabel rutscht. Für die Soße die Brühe durch ein Sieb geben, Rosinen dazugeben. Mit Salz, Pfeffer und eventuell Zucker abschmecken und abbinden
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