Evangelische Kirche in Deutschland Parlament wählte Heinrich Bedford-Strohm an die Spitze

DRESDEN · Außerhalb Bayerns, wo er seit drei Jahren Landesbischof ist, werden sich die Menschen noch an den Namen Heinrich Bedford- Strohm (54) gewöhnen müssen: Mit 106 Ja- und elf Neinstimmen sowie acht Enthaltungen wählte die in Dresden tagende Synode (Parlament) der 23 Millionen Mitglieder zählenden Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den ehemaligen Universitätsprofessor für Systematische Theologie und Sozialethik zum Vorsitzenden des Rates.

 Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist neuer Ratsvorsitzender der EKD.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist neuer Ratsvorsitzender der EKD.

Foto: dpa

Als der bisherige Ratsvorsitzende und frühere rheinische Präses Nikolaus Schneider (67) vor einigen Monaten seinen vorzeitigen Amtsverzicht bekannt gab, um seiner krebskranken Frau beizustehen, galt Bedford-Strohm sofort als aussichtsreichster Kandidat. Da im kommenden Jahr jedoch die 20 Mitgliedskirchen der EKD für sechs Jahre eine neue Synode wählen müssen, war lange offen, ob man nicht besser für ein Jahr einen Übergangskandidaten wählen solle. Dies hätte nur der aus Lüdenscheid stammende sächsische Landesbischof und stellvertretende Ratsvorsitzende Jochen Bohl (64) sein können.

Nachdem die Synode den Berliner Bischof Markus Dröge (60) als Nachfolger von Schneider in den Rat gewählt hatte, schlug der Rat aus seiner Mitte den bayerischen Landesbischof als einzigen Kandidaten für den Ratsvorsitz vor. Nach seiner Wahl wandte sich der neue Ratsvorsitzende an seinen Vorgänger und dankte ihm "für alles, was du mit deiner unwiderstehlichen Menschlichkeit ermöglicht hast". Vor seiner Wahl betonte Bedford-Strohm (verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder), dass er "mit klarer geistlicher Motivation" zu Fragen der Zeit reden wolle, "ohne moralisch bevormundend zu sein".

Nach seiner Wahl gratulierte schriftlich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Kardinal Marx: "Zum eingeschlagenen Weg der Ökumene gibt es keine Alternative und kein Zurück. Diesen Weg möchte ich in der uns beiden nun übertragenen Verantwortung gemeinsam mit Ihnen gehen und hoffe, dass wir in Ihrer Amtszeit als Ratsvorsitzender gute Schritte vorankommen."

Es ist übrigens das erste Mal, dass die beiden (ehrenamtlichen) Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland aus München kommen. Aber auch das hat es noch nicht gegeben: Die EKD-Synode musste in einer sechsjährigen Legislaturperiode nach den vorzeitigen Rücktritten von Landesbischöfin Margot Käßmann und Präses Nikolaus Schneider gleich dreimal einen Ratsvorsitzenden wählen. Allerdings geht man davon aus, dass auch die neue Synode in einem Jahr Bedford-Strohm in seinem Amt bestätigen wird. Da Landesbischof Bohl dann die Altersgrenze erreicht, muss ein neuer Stellvertreter gewählt werden. Aussichtsreichste Kandidatin für dieses Amt ist die westfälische Präses Annette Kurschus (51), die eine unierte Landeskirche leitet.

Mit Ovationen von Synode und Kirchenkonferenz verabschiedete die Präses (Vorsitzende) der Synode, die ehemalige Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer, den bisherigen Ratsvorsitzenden. Er habe der evangelischen Kirche "Stimme und Gesicht" gegeben und die "Zukunft unserer Volkskirche geprägt".

Schneiders Nachfolger im Amt des rheinischen Präses, Manfred Rekowski, würdigte den neuen Ratsvorsitzenden als "weltoffenen Theologen", "der die biblische Tradition lebensnah und weltoffen ins Gespräch bringt, sich aber auch sachkundig und leidenschaftlich mit den vielfältigen ethischen Fragen auseinandersetzt."

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