Kommentar zur Radfahrer-Studie Nur Mut

Meinung | BONN · Die aus deutscher Sicht negativen Ergebnisse der Greenpeace-Radfahrer-Studie sind keine Überraschung. Für die Politik sollten sie ein Weckruf sein, mehr für Radfahrer im Straßenverkehr zu tun, meint GA-Redakteur Bernd Eyermann.

Neulich an einer Einmündung in Bonn: Ein Kleinwagenfahrer gibt einem Paketdienstfahrer, der aus einer Seitenstraße kommt, zu verstehen, dass er ihn reinlassen will. Der bedankt sich und fährt – schaut dabei aber nicht nach links. Von dort kommt ein Radfahrer, der das Zeichen des Kleinwagenfahrers nicht sehen konnte. Als der Radler klingelt, brüllt und bremst, hält der Paketfahrer doch an. Beide können den Zusammenstoß gerade noch verhindern.

Es sind Situationen wie diese, die das Radfahren in großen Städten wie Köln oder Bonn eher nicht zum Vergnügen machen. Natürlich hat das mit oft fehlender Rücksichtnahme im Straßenverkehr zu tun, aber auch damit, dass es viel zu wenige Spuren gibt, auf denen Radfahrer abseits des Autoverkehrs unterwegs sein können. Die Ergebnisse der Greenpeace-Studie sind von daher nicht verwunderlich: Dass nämlich deutsche Großstädte pro Kopf und Jahr weit weniger Geld für den Radverkehr ausgeben als vergleichbare Metropolen in anderen Ländern und dass das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden, hierzulande viel größer ist.

Dabei müssten die Städte doch eigentlich ein großes Interesse daran haben, dass weniger Autos und mehr Radfahrer unterwegs sind. Schließlich verlängern Letztere nicht die Staus in den Innenstädten und tun auch noch etwas für die Luftqualität. Nur Mut, möchte man den Stadtplanern zurufen, baut breitere Wege, gestaltet Kreuzungen sicherer und zieht auch Radschnellwege in Erwägung, damit es für Menschen attraktiver und sicherer wird, öfter auf das Rad umzusteigen.

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