Kommentar zur Kölner Silvesternacht Nie wieder

Meinung | Düsseldorf · Das Sicherheitskonzept für die Kölner Silvesternacht 2016/17 ist Ausdruck des schlechten Gewissens. Wirklich gezogen sind die Lehren aus Köln jedoch nur, wenn auch in den Kriminalitätsbrennpunkten des Landes genauer hingeschaut wird.

 Eine Lichtinstallation am Dom soll beim bevorstehenden Jahreswechsel zu einer friedlichen Stimmung beitragen.

Eine Lichtinstallation am Dom soll beim bevorstehenden Jahreswechsel zu einer friedlichen Stimmung beitragen.

Foto: Stadt Köln/dpa

Zehnmal so viele Polizisten wie im Vorjahr. Kameras, Lichtmasten, Absperrgitter. Systematische Auswertung der sozialen Medien. Das Sicherheitskonzept für die Kölner Silvesternacht 2016/17 ist Ausdruck des schlechten Gewissens. Alles, was vor zwölf Monaten schief lief, soll nun mit der ganzen Kraft des Rechtstaats repariert wird.

Das Versprechen lautet: Nie wieder dürfen auf einem der prominentesten Plätze des Landes Frauen einem entfesselten Migrantenmob ausgeliefert sein, Polizei und Stadt ohnmächtig aneinander vorbei agieren, Kommunikationspannen jeder Beschreibung spotten, Regierende in Düsseldorf tagelang orientierungslos bleiben. Der Untersuchungsausschuss des Landtags hat anhand von mehr als 150 Zeugen und 100.000 Aktenseiten das Unbegreifliche in monatelanger Kleinarbeit ausgeleuchtet. Es offenbarte sich eine Mischung aus handwerklichem Versagen des Sicherheitsapparates und Ignoranz im Namen einer falsch verstandenen Willkommenskultur.

Wirklich gezogen sind die Lehren aus Köln jedoch nur, wenn endlich auch in den Kriminalitätsbrennpunkten des übrigen Landes genauer hingeschaut wird. Die schonungslosen Beschreibungen der Polizei zu Clan-Strukturen im Ruhrgebiet lassen erahnen, dass es mit dem maximalen Sicherheitsaufgebot in einer Nacht rund um den Dom nicht getan ist. Respektlosigkeiten, Zusammenrottungen und Paralleljustiz gehören auch dann noch auf die Tagesordnung, wenn der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses längst gelocht und abgeheftet ist.

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