Katholische Kirche Missbrauchsopfer fordern unabhängige Ermittlungen

Bonn/Berlin · Die Opfer von Missbrauch in der katholischen Kirche rufen Politik und Staatsanwaltschaft auf, die Ahndung solcher Taten nicht länger der katholischen Kirche allein zu überlassen.

„Der Staat kann nicht länger zulassen, dass die Verbrechen durch katholische Priester von der Kirche intern geregelt und vertuscht werden“, erklärte die Opfer-Vereinigung „Eckiger Tisch“ am Freitag in Berlin. Die Betroffenen dürften nicht länger der „Willkür der Kirche“ überlassen werden.

Der Sprecher der Opfer-Vereinigung, Matthias Katsch, argumentierte, die Staatsanwaltschaften hätten etwa beim Anfangsverdacht des Abgas-Skandals konsequent ermittelt und etwaiges Beweismaterial sichergestellt. Bei den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche sei das unterblieben. Dabei habe die am Dienstag von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichte Studie zu sexuellem Missbrauch 1.670 Täter ausgewiesen. „Das sind 1.670 konkrete Anfangsverdachtsfälle, denen nachgegangen werden muss“, sagte Katsch.

Für nach dem Gesetz verjährte Fälle schlägt Katsch eine unabhängige Untersuchungskommission vor. Zudem müssten die Betroffenen die Unterlagen bei Bistümern und Ordensgemeinschaften zu ihrem jeweiligen Fall einsehen können. Er bekräftigte zugleich seine Forderung nach höheren Entschädigungszahlungen zur Bewältigung der erlittenen Traumata.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte am Donnerstag nach ihrem viertägigen Herbsttreffen in Fulda sieben Punkte zur weiteren Aufarbeitung beschlossen. So will die katholische Kirche künftig stärker mit den Betroffenen und mit unabhängigen Stellen zusammenarbeiten sowie einen Gesprächsprozess über Zölibat und katholische Sexualmoral eröffnen.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Nachrichtensendung „heute“, es müsse im politischen Berlin jetzt geklärt werden, ob man der katholischen Kirche alleine die Aufarbeitung überlassen wolle oder ob Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche dafür erforderlich seien.

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