Migration Mehr Zurückweisungen an der deutschen Grenze

Berlin · Während der Flüchtlingskrise wurden im vergangenen Jahr die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich wieder eingeführt. Seitdem schickte die Bundespolizei dort Tausende Menschen gleich wieder zurück.

 Ein Polizeibeamter beobachtet an der A8 von Salzburg nach München Fahrzeuge, die aus Österreich kommen. Deutschland verweigert immer mehr Menschen die Einreise.

Ein Polizeibeamter beobachtet an der A8 von Salzburg nach München Fahrzeuge, die aus Österreich kommen. Deutschland verweigert immer mehr Menschen die Einreise.

Foto: Matthias Balk/Archiv

Immer mehr Flüchtlingen wird schon an der deutschen Grenze die Einreise verweigert. In den ersten sechs Monaten des Jahres gab es nach Angaben des Bundesinnenministeriums 13 324 sogenannte Zurückweisungen.

Im gesamten Jahr 2015 waren lediglich 8913 Menschen an Grenzen oder Flughäfen an der Einreise nach Deutschland gehindert worden. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über die zuerst die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet hatte.

Im September 2015 hatte die Bundesregierung auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise die Grenzkontrollen wieder eingeführt. Hauptsächlich greift die Maßnahme nach Angaben des Innenministeriums an der deutsch-österreichischen Grenze, wo von Anfang Januar bis Ende Juni 10 629 Menschen abgewiesen wurden. Etwa jeder Vierte der Abgewiesenen war Afghane, gefolgt von Syrern, Irakern, Iranern und Marokkanern.

Aus der Antwort auf die parlamentarische Anfrage geht auch hervor, dass im ersten Halbjahr 13 743 Menschen aus Deutschland abgeschoben wurden. Diese Angabe deckt sich mit den Zahlen der Bundespolizei, die vor rund zwei Wochen bekannt wurden. Im gesamten Vorjahr gab es 20 888 Abschiebungen aus Deutschland, 2014 waren es 10 884.

Angesichts der steigenden Zahlen sprach die Linke von einer menschenverachtenden Massenabschiebepraxis. "Die EU und die Bundesregierung schaffen es nicht, die Flüchtlingsaufnahme und Bearbeitung der Asylanträge vernünftig zu koordinieren", beklagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke. "Wenn es aber um Abschiebungen geht, wachsen sie über sich hinaus."

Mehr als 10 000 der 13 743 Abschiebungen betrafen nach Berechnungen der Linken Menschen aus Serbien, Montenegro, Mazedonien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina und Albanien - also aus jenen sechs Balkanstaaten, die offiziell als sichere Herkunftsländer gelten. 166 Abschiebungen gingen in die Maghrebstaaten Tunesien, Algerien und Marokko. Über die Einstufung dieser drei Länder als sichere Herkunftsstaaten wird in Deutschland derzeit gestritten.

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