580.000 haben zwei Stellen Mehr Menschen in NRW sind auf Nebenjobs angewiesen

Düsseldorf · Die Zahl der sogenannten Mehrfachbeschäftigten wächst in Nordrhein-Westfalen. Mitte 2017 gab es laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit 580.000 Menschen in NRW, die zusätzlich zum Hauptjob nebenbei arbeiten.

Immer mehr Arbeitnehmer sind darauf angewiesen, zu ihrer Hauptbeschäftigung einen Nebenjob auszuüben. In den vergangenen 14 Jahren stieg in Nordrhein-Westfalen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt um knapp 19 Prozent, wie die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Montag in Düsseldorf mitteilte. Der Zuwachs bei den sogenannten Mehrfachbeschäftigten sei aber im Vergleich prozentual viel stärker ausgefallen. Demnach gab es Mitte vergangenen Jahres in NRW knapp 580.000 Menschen, die zusätzlich zum Hauptjob nebenbei arbeiteten, meistens in einem Minijob. 2003 waren es rund 370.000. Zunächst hatte die in Essen erscheinende „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ, Montag) über die Zahlen berichtet.

Mit Blick auf einzelne Städte fiel der Anstieg noch höher aus. In Dortmund etwa habe sich die Zahl in dem Zeitraum auf etwa 17.600 verdoppelt, hieß es. Essen und Duisburg hätten sich ebenfalls ähnlich entwickelt.

Auch Bundesweit weist die Beschäftigungsstatistik der Arbeitsagentur ab 2003 einen sprunghaften Anstieg der Menschen mit Mehrfachbeschäftigung aus. Im Juni vorigen Jahres gab es nach einem Arbeitsmarktbericht bundesweit 3,3 Millionen Beschäftigte, die neben ihrem sozialversicherungspflichtigen Hauptjob zusätzlich einer geringfügig entlohnten Beschäftigung nachgingen. Gegenüber 2003 ist ihre Zahl um 190 Prozent beziehungsweise um 1,8 Millionen Betroffene gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 19 Prozent erhöht.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur verweist darauf, dass in den meisten Fällen der Nebenjob nicht aus Prestigegründen oder für die Anschaffung von Luxusgütern ausgeübt wird, sondern weil der niedrige Lohn aus dem Hauptjob nicht zur Finanzierung des Alltags ausreicht. Nebenjobber verdienen im Durchschnitt in ihrem Hauptberuf rund 500 Euro weniger als Beschäftigte mit nur einer Hauptbeschäftigung. Zwar sei insgesamt die Beschäftigung in Deutschland deutlich gestiegen, aber das Lohnwachstum sei schwach und die Teilzeitquote nehme kontinuierlich zu, erklärten die IAB-Forscher.

Die Düsseldorfer Landesregierung und Gewerkschaften warnen laut „WAZ“ vor dem Trend zum „Multijobber“. Hinter der Mehrfachbeschäftigung stecke in vielen Fällen finanzielle Not. Nebenjobs, die nur aus Interesse an der Aufgabe ausgeübt werden oder um Geld für besondere Ausgaben zu haben, seien unproblematisch, sagte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der Zeitung. Anders sei es, wenn der Vollzeitlohn im Hauptberuf nicht zum Leben reiche. „Wenn sich immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung zurückziehen, wird sich das Problem weiter verschärfen“, warnte Laumann. Die Tarifbindung müsse wieder deutlich gestärkt werden.

Die Vize-Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes in NRW, Sabine Graf, sieht das ähnlich: „Es ist ungerecht und gefährdet den sozialen Zusammenhalt, wenn Beschäftigte sich mit Nebenjobs über Wasser halten müssen“, sagte sie der Zeitung und forderte wie der Minister eine Ausweitung der Tarifbindung.

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