Mehr als 10 000 Menschen demonstrieren gegen AfD-Parteitag

Köln · Die befürchteten Ausschreitungen bei den Demonstrationen gegen den AfD-Bundesparteitag in Köln sind weitgehend ausgeblieben. Dafür sandten friedliche Kundgebungsteilnehmer am Wochenende eine klare Botschaft an die Rechtspopulisten.

 Demonstrationsteinehmer werden von der Polizei abgedrängt.

Demonstrationsteinehmer werden von der Polizei abgedrängt.

Foto: Henning Kaiser

Mehr als 10 000 Menschen haben am Wochenende in Köln überwiegend friedlich gegen den Bundesparteitag der AfD demonstriert. Die Proteste seien "ohne größere Störungen" verlaufen, zog die Kölner Polizei am Sonntagnachmittag Bilanz. Lediglich zum Auftakt am Samstagmorgen kam es vereinzelt zu Rangeleien von Demonstranten mit der Polizei. Zwei Beamte wurden verletzt. Am Sonntag blieb es dagegen ruhig.

"Ich bin den vielen Menschen dankbar, die mit ihrem bunten Protest zu diesem Verlauf beigetragen haben. Dadurch haben sie der Polizei die Arbeit erleichtert", sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies am Sonntagnachmittag. Die Polizei war mit mehr als 4000 Beamten im Einsatz.

Am Samstagmorgen hatten die Delegierten des Parteitags nur unter starkem Polizeischutz ihr Tagungshotel in der Innenstadt erreicht. Hunderte Demonstranten waren aufgezogen, so dass die AfD-Politiker einen Spießrutenlauf hinter sich bringen mussten. Die Rechtspopulisten wurden mit Sprechchören, Pfiffen und Transparenten empfangen. Nur das starke Polizeiaufgebot verhinderte, dass das Hotel von den Demonstranten abgeriegelt wurde.

Bei den Blockadeaktionen kam es immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Zwei Polizisten wurden verletzt, einer von ihnen mit einer Holzlatte. Fünf Teilnehmer wurden festgenommen oder in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte.

Am Samstagmittag gab es auf dem Heumarkt, einem zentralen Platz neben dem Tagungshotel der AfD, die Hauptkundgebung. Veranstalter war das von Parteien, Gewerkschaften und Kirchen getragene Bündnis "Köln stellt sich quer". "Wir setzen einen Kontrapunkt zu denen da drüben", sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Rede.

"Rassismus und Fremdenhass beginnen eben nicht erst mit Gewalttaten und Anschlägen, sie beginnen mit Reden und Propaganda in Sälen, auf Flugblättern und auf öffentlichen Plätzen. Erst kommt die Rede und dann die Tat." Sie wisse, wovon sie spreche, sagte Reker. Die parteilose Politikerin war 2015 von einem rechtsradikalen Attentäter lebensgefährlich verletzt worden.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte, es sei toll, mehr als 10 000 Kundgebungsteilnehmer auf dem Platz zu sehen. Sie sei mehrfach gefragt worden, warum sie eigentlich bei dieser Veranstaltung sprechen müsse. "Ich antworte mal damit: Aus meiner Sicht geht's um nicht weniger als um unsere Verfassung." Es gehe um die im Grundgesetz garantierte Würde aller Menschen. In der AfD sammelten sich Hetzer, Spalter, Ausgrenzer und Rassisten. In Nordrhein-Westfalen und in Köln im Besonderen herrsche ein Klima von Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit: "Deshalb sagen wir hier: Mit eurer Haltung seid ihr nicht willkommen in unserer Gesellschaft!"

An der Abschlusskundgebung auf dem Heumarkt am Sonntag nahmen nach Polizeiangaben etwa 300 Menschen teil. "Der Tag war völlig reibungslos"", sagte ein Sprecher am späten Sonntagnachmittag.

Das Links-Bündnis "Solidarität statt Hetze" sprach sogar von bis zu 40 000 Teilenehmern bei den diversen Kundgebungen und Protestzügen. Das Bündnis warf der Polizei vor, sie habe die Gewaltdebatte in den vergangenen Wochen mit überzogenen Warnungen aufgebauscht. Letztlich habe das viele Menschen davon abgehalten, sich den Protesten anzuschließen. Mathies wies den Vorwurf zurück. Die Erwartung, dass mehrere hundert gewaltbereitet Personen anreisen würden, habe sich bestätigt. "Durch das Einsatzkonzept, das konsequente aber auch umsichtige Einschreiten verhinderte die Polizei größere Auseinandersetzungen", meinte er.

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