Wahlsiegerin im Portrait Malu Dreyer: Beliebte Landesmutter mit klarer Kante

Mainz · Malu Dreyer hat ihre erste Landtagswahl als Regierungschefin bestanden. Im Wahlkampf gab sie sich prinzipienfest: nicht mit der AfD aufs Podium - und nur das Amt der Ministerpräsidentin vor Augen.

 Die alte und neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz heißt Malu Dreyer (SPD).

Die alte und neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz heißt Malu Dreyer (SPD).

Foto: dpa

Malu Dreyer, erste Frau auf dem Chefsessel der Mainzer Staatskanzlei, galt Anfang des Jahres vielen schon als Verliererin. Dann haben die Sozialdemokraten aufgeholt, beflügelt von Dreyers „landesmütterlichen, präsidentiellen Image“, wie es der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, formuliert. Sich selbst beschreibt die 55-Jährige als „verlässlich, unaufgeregt und klar“. Forsche Attacken ihrer CDU-Gegenspielerin Julia Klöckner hat sie im Mainzer Landtag meist in großer Ruhe erwidert. Bei der Landtagswahl vom Sonntag hat sie Klöckner hinter sich gelassen.

Während die SPD anderswo unter Druck ist, wird sie in Rheinland-Pfalz vom Amtsbonus und der Persönlichkeit Dreyers getragen. Viel Kritik musste die Politikerin wegen ihrer Entscheidung einstecken, der „Elefantenrunde“ des SWR kurz vor der Landtagswahl fernzubleiben, wenn auch ein Politiker der rechtspopulistischen AfD mit am Tisch sitzt. Ihr Beharren auf dieser Haltung hat aber auch ihren Ruf der Verlässlichkeit gestärkt. Das direkte TV-Duell mit Klöckner konnte sie unentschieden gestalten.

Dreyer ist studierte Juristin. Die Geradlinigkeit bekam sie aber wohl schon von ihrem Vater, der Schulleiter war. Das Lachen habe sie von ihrer Mutter, erzählt sie. Bei ihrer Geburt am 6. Februar 1961 in Neustadt an der Weinstraße erhielt sie den Namen Marie-Luise. In der Pfalz wird das traditionell zu Malu verkürzt.

Nach Abschluss des Jura-Studiums in Mainz blieb Dreyer zunächst an der Uni, wurde dann Staatsanwältin in Bad Kreuznach und kam schließlich zum Wissenschaftlichen Dienst des Landtags. Nur ein Jahr nach Eintritt in die SPD (1994) wurde sie zur Bürgermeisterin von Bad Kreuznach gewählt. Die nächsten Stufen der politischen Karriere: 1997 Sozialdezernentin der Stadt Mainz, 2002 Sozialministerin.

Als Ministerpräsident Kurt Beck nach 18 Jahren Amtszeit wegen der Nürburgring-Insolvenz in Bedrängnis geriet, bestimmte er Dreyer zur Nachfolgerin. Bei der Wahl im Landtag Anfang 2013 schwärmten viele von ihrer Warmherzigkeit und ihrem Lächeln, von der Stärke, die Dreyer trotz ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose ausstrahlt. Mit der Kabinettsumbildung 2014 zeigte sie Entschiedenheit.

Seit 2004 lebt sie mit ihrem Mann Klaus Jensen in Trier. Zu ihrer Zukunftsplanung hatte sie sich vorher klar geäußert: Sie will Ministerpräsidentin bleiben. Auf eine Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition hat sie erst gar nicht gesetzt.

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