Gelbe Tonne Kunststoff landet im Müllofen

Düsseldorf · Fast die Hälfte der Kunststoffabfälle aus der Gelben Tonne landet in der Verbrennungsanlage. Weil die Verbrennungspreise für Industrieabfälle so niedrig sind, rechnet sich die teure Wiederverwertung von Kunststoffen nicht.

 Eine gefüllte Gelbe Tonne steht abfuhrbereit am Straßenrand in Düsseldorf. Die Grünen in NRW fordern ein neues Verpackungsgesetz, um die Recyclingquote zu erhöhen.

Eine gefüllte Gelbe Tonne steht abfuhrbereit am Straßenrand in Düsseldorf. Die Grünen in NRW fordern ein neues Verpackungsgesetz, um die Recyclingquote zu erhöhen.

Foto: dpa

Fast 45 Prozent der Verpackungsabfälle, die von den Haushalten im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne gesammelt werden, landen am Ende doch in der Verbrennungsanlage und werden nicht wiederverwertet. Diese Quote gab das Bundesumweltministerium am Dienstag auf Anfrage der Oberhausener Grünen-Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn bekannt.

Der sogenannten energetischen Verwertung im Müllofen seien im Jahr 2013 rund 45,6 Prozent der Verpackungen zugeführt worden und 2014 noch immer rund 44,1 Prozent, erklärte das Bundesumweltministerium. „Das System der gelben Tonne funktioniert hinten und vorne nicht“, kritisierte Höhn. Vor allem die Recyclingquote bei Plastik müsse dringend bundesweit verpflichtend angehoben werden. „Sonst fühlt man sich als Mülltrenner sehr schnell veräppelt, wenn ein großer Teil des Mülls wie bei der grauen Tonne in der Verbrennung landet“, so Höhn.

Auch NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) forderte am Dienstag höhere Recyclingquoten für Kunststoffabfälle. Die Bundesregierung sei gefordert, endlich ein umfassendes integriertes Wertstoffgesetz vorzulegen, mit dem ein nachhaltiges Recycling von Wertstoffen erreicht werden könne, so Remmel gegenüber unserer Zeitung. Die Länder verlangten bislang vergeblich eine umfassendere Wertstoffsammlung und –Verwertung in kommunaler Regie. Kritiker befürchten dadurch deutlich steigende Kosten.

Wiederverwertung von Kunststoffen rechnet sich nicht

Bislang sieht die Verpackungsverordnung des Bundes bei Kunststoffen, die den Großteil der Gelben Tonnen in Deutschland befüllen, nur eine Recyclingquote von 22,5 Prozent vor. Viele gespülte und gesammelte Joghurtbecher werden also am Ende verfeuert. Angesichts niedriger Verbrennungspreise für Industrieabfälle von rund 100 Euro pro Tonne rechnet sich die weitaus teurere Wiederverwertung von Kunststoffen nicht. Allein in NRW stünden zurzeit laut Höhn 100 Sortieranlagen still, weil die Verbrennungspreise so niedrig seien. Bei den wertvolleren Metalldosen werden deutlich höhere Recyclingwerte erzielt.

Das Bundesumweltministerium plant aktuell ein neues Verpackungsgesetz, das für einen Anstieg der Recyclingquote bei Kunststoffen auf 55 Prozent ab 2019 sorgen soll. Remmel kritisierte den Vorstoß dennoch. Der Bund verabschiede sich so von dem Ziel, mit einem Wertstoffgesetz das zentrale Anliegen einer ökologischen, effizienten und bürgerfreundlichen Weiterentwicklung der haushaltsnahen Wertstoffsammlung zu erreichen. „Der Vorschlag des Bundes wird stattdessen dazu führen, dass wir auch in Zukunft mehr Verpackungsmüll verbrennen werden, als für andere Dinge wiederzuverwenden“, so Remmel.

Bislang werden nur bei Glas und Papier Recyclingquoten von mehr als 80 Prozent erzielt. Glas lässt sich beliebig oft einschmelzen. Pappkartons bestehen zu 90 Prozent aus Altpapier, das sich mehrfach wiederverwerten lässt.

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